The Orb feat. Lee Scratch Perry :: The Observer In The Star House

Wir alle wissen, dass Lee Scratch Perry vor mehr als 40 Jahren den Dub erfunden hat, selbst wenn King Tubby möglicherweise ein paar Tage schneller war. Einige von uns haben zu „Super Ape“ mit dem Kiffen angefangen und bei „From The Secret Laboratory“ noch lange nicht damit aufgehört. Auf dem Cover des von Adrian Sherwood produzierten Albums von 1990 sitzt der selbsternannte Upsetter mit allen Insignien eines Königs – inklusive Reichsapfel – vor dem grandiosen Panorama der Schweizer Alpen, wo der 76-Jährige noch heute mit Frau und Kindern lebt.

Das Produzieren und Mixen hat der in der Regel mit allerlei Plaketten, Stickern und Käppis dekorierte Mann stark heruntergefahren. Stattdessen grummelt, murmelt und kreischt er kryptische Sätze, die Zauberformeln, Anrufungen oder einfach nur Belege eines fortschreitenden Wahnsinns sein könnten. Das macht ihn interessant für andere Produzenten und Musiker, die, wie zuletzt Bill Laswell, ihre eigene Dub-infizierte Musik gerne mit dem Original Lee Perry schmücken.

So ist es natürlich auch bei dieser Zusammenarbeit mit The Orb, die hier aus Alex Patterson und dem auch bei Palais Schaumburg aktiven Thomas Fehlmann bestehen. „Present The Observer In The Star House“ knüpft an das Frühwerk von The Orb an, als Patterson, bisweilen begleitet von einer kleinen Schafherde, auf Chill-Out-Partys auflegte. Die Single „Golden Clouds“ erinnert deshalb nicht nur vom Namen her ein wenig an den Klassiker „Little Fluffy Clouds“. Doch die kindliche Freude an geklauten Sounds und Samples ist längst einem größeren Ernst gewichen – immerhin spielte David Gilmour auf dem letzten The-Orb-Album „Metallic Spheres“ Gitarre.Die Zusammenarbeit mit Lee Perry funktioniert allein schon deshalb, weil hier wissbegierige Schüler und ein fast schon geschwätziger Meister versuchen, sich mit Reminiszenzen an das jeweils eigene Werk zu übertrumpfen. Dub bildet dabei natürlich das Zentrum, die Achse der Welt, die hier vermessen wird. Der alte Perry lässt es sich zum Beispiel nicht nehmen, noch einmal „Police & Thieves“ aufzuführen, das er 1976 zusammen mit Junior Murvin geschrieben hat. Und The Orb klangen selten so reggaeselig wie hier – obwohl das Album nicht in London, sondern in Berlin aufgenommen wurde, wo Thomas Fehlmann lebt.

„The Observer In The Star House“ ist kein Meisterwerk wie der unsterbliche Perry-Klassiker „Super Ape“ oder „The Orb’s Adventures Beyond The Ultraworld“. Trotzdem haucht das Album dem Dub-Genre ein paar schöne Ideen ein. Kiffer dürfen sogar noch einen halben Punkt addieren.

Beste Songs: „Ball of Fire“, „Police & Thieves“

The Orb & Lee Scratch Perry – The Orbserver In The Starhouse by Rolling Stone Magazin

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