The Right Stuff

THESE FOOLISH THINGS (1973) Bowie feierte auf „Pin-Ups“ die Helden seiner Jugend, da wollte sich auch Ferry nicht zurückhalten. Gleich auf dem ersten Soloalbum entblößt der Roxy-Sänger seine Liebe für Pop-Standards wie „Baby I Don’t Care“, „It’s My Party“ oder „Don’t Worry Baby“. Dylans „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ ragt wie ein Leuchtturm aus dem eher harmlosen Liedgut heraus. Trotz der schüchternen Produktion ist es nicht reizlos, den jungen Dandy „Sympathy For The Devil“ singen zu hören. 3,0 ANOTHER TIME, ANOTHER PLACE (1974) Was für ein Cover! Ferry im weißen Smoking am Pool, luxuriös und dekadent. Kann man da überhaupt noch unterscheiden zwischen Künstler, Image und Werk? Und will man das überhaupt? Der Titelsong war das einzige Stück, das Ferry für das Album selbst geschrieben hatte, der Rest bestand wieder aus Standards, die diesmal allerdings noch ein wenig älter waren. „SmokeGets In Your Eyes“ ist fantastisch, „The In Crowd“ ist ebenfalls toll, doch es geht auch oft so klebrig finster zu, wie bei „You Are My Sunshine“. Auf diesem Album wurde der Roxy-Musiker und verhinderte Künstler erstmals zum „Sultan of Suave“, zum lebensmüden Crooner. 3,0 LET’S STICK TOGETHER (1976) „Ich brauchte sehr schnell ein Album, weil ich gerade einen Hit hatte. Also sagte ich mir: Mach schnell ein Album!“ Ganz so schlimm, wie es der Künstler im Interview erzählt, klingt „Let’s Stick Together“dann doch nicht. Das Album war eine Kollektion aus zwei Singles, einer EP und diversen Single-B-Seiten. Vor allem der Titelsong ist hübsch, aber auch die fünf weichgespülten Neu-Versionen alter Roxy-Songs, unter Mithilfe der meisten Original-Musiker, haben ihren Reiz. 3,5 IN YOUR MIND (1977) Wieder ein cooles {und 2006 von dem kanadischen DJ Tiga haarklein kopiertes) Cover. Und zum ersten Mal keine Interpretationen mehr, sondern ausschließlich von Ferry geschriebene Originale. Kein Grund zur Freude: „This Is Tomorrow“ und „in Your Mind“ sind ganz passabel, der Rest klingt wie die pausierenden Roxy Music in müden Momenten. Phil Manzanera, Paul Thompson und Jon Porter waren zwar im Studio anwesend, doch die Produktion – Chris Thomas wurde mitten im Spiel gegen Steve Nye ausgewechselt – hat mal wieder alle Ecken und Kanten geschliffen. 2,5 THE BRIDE STRIPPED BARE (1978) Rockiger Mix aus eigenen Stücken und den inzwischen zum Markenzeichen gewordenen Coverversionen. Die Gitarre von Waddy Wachtel – herrlicher Name! – steht prägnant im Vordergrund. Vielleicht keine so gute Idee in der hohen Zeit des Punk. Kurz vorher war Ferry von Jerry Hall verlassen worden, was er in einigen Songs verarbeitet hat. Vor allem im gelungenen „Can’t Let Go“ lässt er seinem Ärger freien Lauf. „Hold On (l’m Coming) nimmt man ihm dagegen weniger ab. 3,0 BOYS AND GIRLS (1985) Vermutlich das Beste unter den Soloalben: Produzent Rhett Davis hat den Sänger von „Avalon“ seine Rolle einfach noch einmal spielen lassen. „Slave To Love“ ist hinreißend, ein weiter Marmorstein im Selbstbildnis des Bryan Ferry als großer, unglücklich Liebender. David Gilmour und Chics Nile Rodgers haben neben 30 anderen Musikern in sieben Studios mitgewirkt. Dass das Album ein gewaltiger Hit wurde, wunderte niemanden. Die Platte ist Bryans Vater Frederick Charles Ferry gewidmet, der während der Aufnahmen starb. 4,0 BETE NOIRE (1987) Das erste Album für die neue Plattenfirma Virgin. Diesmal treibt der Künstler in drei Studios in LA. und Paris insgesamt 40 Musiker zusammen. Patrick Leonard, der schon Madonna produziert hatte, war auch als Songwriter involviert, und Johnny Marr recycelte das Smiths-Instrumental „Money Changes Everything“, zu dem Ferry einen Text schrieb. Das Ergebnis war die Single „The Right Stuff“. Sonst noch was?

Nein, denn alles hier ertrinkt in Nutzlosigkeit, Überflüssigkeit und Überdruss. 2,5 TAXI (1993) Nachdem er sieben lange Jahre an einem Album mit dem Arbeitstitel „Horoscope“ gearbeitet hatte, entschied sich Ferry dafür, erst einmal etwas anderes zu machen. Und was könnte entspannender sein, als ein paar alte Schoten neu zu interpretieren? Doch wir wollen nicht ungerecht sein, „Will You Still Love Me Tomorrow“, 1961 von den Shirelles zum ersten Mal aufgenommen, hat durchaus seinen Reiz. 3,0 MAMOUNA 0994J „Horoscope“, die Zweite: diesmal unter neuem Titel, neu abgemischt, neu aufgenommen und mit weiteren Songs versehen. Gerüchten zufolge soll Ferry, um seinen hohen Ansprüchen an die eigene Perfektion zu genügen, die Aufnahmen mit 800 000 Pfund selbst finanziert haben. 112 Musiker waren beteiligt, und man hört jedem der Songs an, dass hier einfach viel zu lange herumgedoktert wurde. 2,5 AS TIME GOES BY (1999) So haben wir ihn gern: als altmodischen Verführer vor einer Kulisse von Songs aus den 30er Jahren. Natürlich ist das nichts anderes als Easy Listening für Anspruchsvolle. Doch Ferry sieht sich eben in der Tradition großer Interpreten. Er mag kein Fred Astaire oder Frank Sinatra sein, aber dieses Album schmeckt nach einem guten alten Armagnac. 4,0 FRANTIC (2002) Diesmal sollte es ein Rockalbum werden, ein Mix aus Coverversionen und eigenen Songs. Der Plan ging auf. In der zweiten Hälfte wird „Frantic“ immer dunkler, eigenartiger.besser. Leadbellys „Good Night Irene“ ist berührend, „San Simeon“ wunderbar furchteinflößend. 4,0

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