The Smashing Pumpkins :: Siamese Dream, Gish

Die beiden ersten Alben in vorzüglichen Luxus-Editionen.

Wenn man heute an die traurige Roadshow denkt, die Billy Corgan mit einigen Musikern als Smashing Pumpkins veranstaltet, wird man sich die Anfänge kaum vorstellen können. „Gish“ erschien 1991 vor „Nevermind“ und überführte Hardrock und Psychedelia in eine Form, die bald „Alternative Rock“ genannt wurde. Corgan, Sohn eines Jazz-Musikers aus Chicago, bewunderte Black Sabbath und die Scorpions ebenso wie die Beatles und Hüsker Dü, und seine Songs hatten auch das Ausufernde und Schwärmerische von Jefferson Airplane und Kaleidoscope. Die späteren Elegien von „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ wurden bei „Rhinoceros“ so einstudiert, dass auch Anhänger von Guns N’Roses ihre Freude daran hatten. Ein Bündel von Demos erlaubt Eindrücke von Corgans work in progress; die DVD komplettiert mit einem Konzert die Dokumentation der ersten Phase der Smashing Pumpkins.

„Siamese Dream“ (1993) erschien in einer Zeit, in der Sugar und Dinosaur Jr. sogar die englische Musikpresse dominierten. Der „New Musical Express“ war Zeuge, wie Corgan seine Mitspieler D’Arcy (Bass) und James Iha (Gitarre) kujonierte und mit roten Augen die Nächte im Studio verbrachte. Corgan wusste, dass sein Moment gekommen war.

Die Propeller-Gitarren, der Mahlstrom von „Siamese Dream“ enthusiasmierte damals eine neue Generation von Rock-Kritikern, die in der Melancholie und Poesie Corgans das Signum jener Jahre erkannten. „Today“ wurde zum MTV-Hit, „The killer in me is the killer in you“ aus „Disarm“ war bald sprichwörtlich, „Cherub Rock“ blies alles weg. „Spaceboy“, das Stück für den behinderten Bruder, ist einer der zärtlichsten Songs der Rockmusik. Dass dieses monumentale Album auch schieren Unfug enthält wie „Mayonaise“ und „Silverfuck“, bekümmerte damals niemanden.Billy Corgan, selbst ein Spaceboy, hatte die Lieder als eine Reflexion über die kitschigen Märchenfilme von Walt Disney geschrieben; sein „Siamese Dream“ ist die romantische Hoffnung auf eine symbiotische Liebe. In der wirklichen Welt wollte Corgan heiraten und ein Haus bauen (und einen Baum pflanzen und einen Sohn zeugen). Als der Traum ein paar Jahre später zerstob, veröffentlichte er „Adore“, seine letzte große Platte. Dann ließ er sich die Haare rasieren, trug ein silbernes Ganzkörperkondom und gab überall den Stinkstiefel.

Die DVD, die der Schmuck-Edition von „Siamese Dream“ beigefügt ist, erinnert an die magischen Konzerte vom Herbst 1993, als sich levitationsähnliche Dinge zwischen Himmel und Erde ereigneten, Köpfe zum schweren, grollenden Groove eines monströsen Rasenmähermotors wogten und die Zukunft wie Moschus schien. „Tell me all of your secrets …“

Diese vorbildlichen Deluxe-Editionen, keinen Moment zu früh, werden viele ältere Männer (und ein paar Frauen!) noch einmal zu glücklicheren Menschen machen. (EMI)

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