This Must Be The Place :: Sean Penn, Frances McDormand

Regie: Paolo Sorrentino/ Start: 10.11.

Sean Penn allein ist ein Schauwert: Bleich, mit Eyeliner, rotem Lippenstift und langen schwarzen Haaren sieht er als von Drogen gezeichneter Ex-Rockstar Cheyenne aus wie Robert Smith von The Cure. Er lebt auf einem Anwesen bei Dublin, kauft Tiefkühlpizza im Supermarkt und wird bemuttert von seiner rustikalen Frau Jane (Frances McDormand), die bei der Feuerwehr arbeitet. Dann stirbt in New York sein Vater. Der Holocaust-Überlebende hatte sein Leben damit verbracht, einen KZ-Wärter aufzuspüren. Cheyenne beschließt, dessen Suche zu vollenden. Der Italiener Sorrentino („Il Divo“) hat einen Kunstfilm gedreht, den die einen als Katastrophe, andere als Kult bezeichnen werden. Der Filmtitel ist einem Song der Talking Heads entlehnt, David Byrne hat zudem die Musik komponiert, und Bonos Tochter Eve Hewson tritt als Gothic Girl auf. In imposanten Landschaftsbildern schlurft Cheyenne mit traurigen Augen wie ein Gespenst durch die amerikanische Provinz. Mit einem sehr europäischen Blick erkundet Sorrentino die zerrissene Nation zwischen Barack Obama und Sarah Palin.

The Future ***¿

Miranda July, Hamish Linklater

Regie: Miranda July / Start: 27.10.

So muss wohl die Entfremdung vieler moderner Paare mit Mitte 30 aussehen. Sie liegen zwar gemeinsam auf einem Sofa, aber jeder surft mit seinem Laptop. Und plötzlich stellen sie fest, dass sie ihr Leben vertrödelt haben. Jason (Hamish Linklater) arbeitet von zu Hause für ein Call Center, Sophie (Miranda July) jobbt als Tanzlehrerin für Kinder. Als sie eine todkranke Katze zur Pflege nehmen wollen, beginnen sie über ihre Zukunft nachzudenken. Er geht für eine Öko-Initiative hausieren, die Patenschaften für Bäume verkauft. Dabei trifft er auf einen alten Mann, der mit anrührender Sentimentalität von seiner langen Ehe erzählt. Sie will mit einer Performance eine Kollegin auf YouTube übertreffen und probiert schließlich die bürgerliche Existenz aus, als sie im Vororthäuschen eines allein erziehenden Spießers einzieht. Julys skurriler, melancholischer Film ist ein Experiment aus selbstironischer Doku, Beziehungsdrama und Märchen. Poetisch, phlegmatisch und zärtlch umkreist die Tragikomödie die Banalität des Alltags.

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