Thomas Melle :: 3000 Euro

Zehn Drinks zu viel zur falschen Zeit, der Schwindel des Absturzes, der wie ein Höhenflug erscheint. Thomas Melle erzählt vom Abrutschen, von Devianzen, von den falschen Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen. Und das muss man erst einmal schaffen, ohne dabei ins Sozialchauvinistische abzugleiten. Hauptfigur Anton hat 3000 Euro Schulden, das ging ganz schnell, dann kam eins zum anderen und nun lebt er, der mal ein vielversprechender Student war, in einem Heim für Wohnungslose. Denise hat eine Tochter, die geistig nicht so fit ist und arbeitet in einem Supermarkt. Beide kämpfen gegen Fremd-Beurteilungen durch Gerichte, Gutachter, Internet-Nutzer, Facebook-Freunde. Anton, indem er Schlager singt, Denise indem sie Pornos dreht. Melle schafft in seinem zweiten Roman einen eleganten Sprung zwischen sensibler Hoffnung und zerstörender Tragik, in dem Menschen Fußabtreter haben, auf denen „Zickenzone“ steht, und vergessen haben, wie man einkauft. All das mit einer angebrachten Aktualität. Und das muss man erst einmal schaffen, ohne peinlich zu wirken. (Rowohlt, 18,95 Euro)

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