Ty Segall

Emotional Mugger

Drag City/Rough Trade

Um zu erklären, wie Ty Segall tickt, könnte man darauf hinweisen, dass der Psych-Retromeister die ersten US-Promos dieses Albums auf VHS-Kassette verschickte. Damit nicht genug, handelte es sich dabei auch noch um überspielte Exemplare einer Verleihkette. Die emotionale Räuberei des Titels bezieht sich jedoch nicht darauf, dass man das Ding kaum abspielen konnte. Es geht, so Segalls Erklärtext, um durch das digitale Zeitalter veränderte Begehren, die überraschend in wechselseitig beglückende sexuelle Tauschsituationen münden. Alles klar?

Segall wiederum hat das bisher beglückendste Tauschobjekt seiner rund 30 Alben und Kassetten, die er seit 2008 veröffentlicht hat, 2014 mit „Manipulator“ abgeliefert. Für seine Verhältnisse sensationelle 14 Monate hatte er daran gearbeitet, und entsprechend ausgefeilt klang auch das Songwriting. „Emotional Mugger“ entstand etwas flinker. Aber er hat 2015 noch drei weitere Werke fertiggestellt, von denen zumindest das zweite Album seiner relativ neuen, relativ metal­harten Band Fuzz, „II“, und die Marc-Bolan-Hommage „Ty Rex“ wegweisend für „Emotional Mugger“ sind. Vor allem die Compilation seiner Tyrannosaurus- und T.-Rex-Coversingles scheint mit Bedacht getimt. Denn man erkennt seinen Bolan-Ansatz – eine Art soulige Vertrashung – auch auf „Emotional Mugger“. Vor allem die fragileren Songs interpretiert er heavier und fransiger, auch wirr quiekender und schrulliger. Insgesamt jedoch dreht er die Stücke strukturell ins Abseits, kantet sie mit Progrockriffs und funky Breaks, brettert aber auch mit Schmierbass und Blechdrums beherzt in die Garage.

Der Gesang wird oft zu einer Art Zombiechor verfremdet, und ein nicht geringer Teil des Albums klingt, als hätte einer Led Zeppelin, Captain Beefheart und Marc Bolan sich gegenseitig und kreuz­weise covern lassen. Es knattert und gniedelt, bratzt und schubbert ultra­breit, man hört tolle psychedelische Gesangslinien und weitläufig torkelnde Instrumentalpassagen, es wird süß und abartig, es hackt und heult und brummt, mal elegant, mal stumpf, immer seltsam unerwartet. Bis man mit dem Album durch ist, hat man jede Retroidee vergessen. Ein wirklich gutes, aber auch, sagen wir, komplexes
Album