Under Suspicion – The ABC Sessions :: Die drei klassischen Mitt-70er-Alben des Texaners auf zwei CDs

Lange Jahre vor allem von Kennern geschätzt, war auch Delbert McClinton aus Lubbock, Texas, einer dieser „Spätzünder“, die ihren vielseitigen Talenten zum Trotz am Ende nie so prominent wurden wie Kollegen, von denen sie als Songschreiber überaus geschätzt wurden. Als sein Name auf der „Mendocino“-LP des Sir Douglas Quintet im Kleingedruckten bei „If You Really Want Me To I’ll Go“ auftauchte, konnte McClinton noch niemand kennen – denn die erste eigene LP nahm er erst vier Jahre später mit seinem Kumpel Glen Clark im zarten Alter von 32 auf.

Die ersten beiden Platten als Delbert & Glen waren – wie die zwei ersten Solo-LPs – das Ergebnis einer ziemlich umfassenden musikalischen Sozialisation in den vielen Jahren, in denen er in Fort Worth durchreisenden Blues-Größen assistiert hatte, um fortan in Sachen Honky Tonk, Southern Soul, Rhythm & Blues und diversen Varianten der Gattung Country Music firm zu werden. Das bald von Emmylou Harris übernommene „Two More Bottles Of Wine“ auf dem Solodebüt „Victim Of Life’s Cirmcumstances“ war unter den komplett von ihm komponierten Songs fast schon untypisch Country-affin, bei den anderen sind Soul-Bläser und Gospel-Chor prominent vertreten.

Stilistisch noch mehr diversifiziert, war „Genuine Cowhide“ ein Jahr später. Dem Titel zum Trotz kein Country-Album, sondern sein Tribute an Förderer und Idole von Ahmet Ertegun bis Bo Diddley – mit reichlich 50er-Jahre-Nostalgie. Beim dritten Album „Love Rustler“ funktionierte er mit Produzent Chip Young Jimmie Rodgers‘ „In The Jailhouse Now“ zum Soul/New Orleans-R&B/Funk-Mix um. Der Begriff soulful trifft wie so oft auch sonst, wie er die Ballade „That Woman“ vorträgt. „No More Cane On The Brazos“ hat hier mehr mit Marvin Gaye als mit dem ursprünglichen Traditional gemeinsam. Gute Liner Notes, ordentliches Remastering. (Raven) FRANZ SCHÖLER

Lone Justice

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