V.A.

A Complete Introduction To Sugar Hill Records

Universal VÖ: 17. August 2010

„And what you hear is not a test – I’m rapping to the beat/ And me, the groove and my friends are gonna try to move your feet.“ So unschuldig, fast ein wenig unbeholfen begann vor 31 Jahren die Tonträger-Karriere des Rap. Das 14-minütige „Rappers Delight“, eine Bearbeitung des Chic-Hits „Good Times“, holte die Block-Partys der South-Bronx auch in die Edel-Discos von Manhattan, London und Rimini.

Sylvia Robinson, die Betreiberin des Labels Sugar Hill Records, hatte die Sugarhill Gang regelrecht gecastet, um das schon seit sechs oder sieben Jahren existierende Phänomen der Block-Partys mit ihren DJs, Rappern und Breakdancern endlich auf Platte zu pressen. „Rappers Delight“ wurde zum weltweiten Hit. Doch die Musik entstand nicht am Plattenspieler wie bei den Helden der Straße, sondern wurde von einer professionellen Band eingespielt. Dennoch war Sugar Hill Records das dominierende Label der frühen Hip-Hop-Jahre.

Auf vier CDs gibt „A Complete Introduction To Sugar Hill Records“ einen fantastischen Überblick über die Innovationen, Meilensteine und auch ein paar überschätzte Stücke des Labels. „The Adventures Of Grandmaster Flash On The Wheels Of Steel“ etablierte 1981 den Plattenspieler als vollwertiges Musikinstrument und Band-Ersatz: Songs von Blondie, Chic und Queen wurden zu Klangschleifen verarbeitet.

Auch mit dem Ghetto-Klagelied „The Message“ und dem futuristischen „Scorpio“ spielten Grandmaster Flash und seine Furious Five weit vorn bei der Entwicklung des Genres.

Die Sugarhill Gang ist vor allem mit Tracks ihres zweiten Albums „8th Wonder“ vertreten und profitiert dabei vom enormen Talent der Sugarhill-Hausband: Doug Wimbish, Skip McDonald und Keith Leblanc fanden später über ihre Aufnahmen für On-U-Sound den Weg in die High-End-Studios von Mick Jagger, Depeche Mode & Co. Schlagzeuger Leblanc war auch federführend bei „Malcolm X – No Sell Out“ – das Stück von 1983 ist ein Beispiel für die Verwendung der damals neuen Sampling-Technologie. Weitere Highlights der Box sind der West-Street-Mob-Klassiker „Break Dance – Electric Boogie“ und das rasante „Yes We Can-Can“ von The Treacherous Three.

Die epische Maxi-Länge und die Lust an damals modischen, heute aber veralteten Sound-Gimmicks ist bei einigen Stücken nicht ganz unproblematisch: So viel Bass-Schnalzen, Beatbox-Wirbeln und Handclap-Terror braucht kein Mensch mehr. Doch insgesamt – auch dank des informativen und grandios bebilderten 52-seitigen Booklets – ist diese Box ein Muss für Hip-Hop-Heads mit Geschichtsbewusstsein. Enthusiasmus und Naivität verbinden sich hier aufs Schönste mit einem kreativen Forscherdrang. Und das Beste: Man kann sogar dazu tanzen.