Venus im Pelz :: Emmanuelle Seigner, Mathieu Amalric Regie: Roman Polanski Start: 21.11.

Mit nassen Haaren stolpert sie ins Theater, tief dekolletiert, die Lippen knallrot. Sie wolle für ein Stück vorsprechen, plappert Vanda (Emmanuelle Seigner), es solle irgendetwas über Lou Reeds „Venus In Furs“ sein. Der Regisseur Thomas (Mathieu Amalric), der den ganzen Tag vergeblich nach einer Hauptdarstellerin gesucht hat, reagiert zunächst genervt. Um die Novelle von Sacher-Masoch gehe es, belehrt er sie, lässt sie aber die Rolle spielen und übernimmt selbst die männliche Hauptrolle. Sichtlich irritiert und zunehmend erregt, wird der intellektuelle Macho von der scheinbar naiven Blondine bald dominiert. Das Bühnenstück von David Ives ist perfekt geschaffen für Polanski, den Meister der Psychospielchen. In die ohnehin doppelbödige Vorlage hat er zusätzlich selbstironische Verweise eingeflochten, etwa auf „Tanz der Vampire“ und „Der Mieter“, aber auch Nazi-Kitsch. Und dass Amalric in Gestik und Frisur dem jungen Polanski ähnelt, ist ein virtuoser, vielsagender Kniff.

Jacopo O. Antinori, Tea Falco

Regie: Bernardo Bertolucci Start: 21.11.

Mit „Die Träumer“ ist Bertolucci 2003 noch mal ein betörender Film gelungen, eine Eloge an die Jugend, die Ambivalenz der freien Liebe, das Kino und den revolutionären Elan im Pariser Mai von 1968. Es hätte sein Vermächtnis bleiben sollen, denn in seiner Verfilmung von Niccolò Ammanitis Roman wiederholt er nun müde seine Motive vom Leiden der Intellektuellen, Inzest, Drogensucht und Weltflucht. Der introvertierte Teenager Lorenzo (Jacopo Olmo Antinori) haut von Zuhause ab und versteckt sich im Keller eines verfallenen Hauses. Doch dann taucht seine heroinabhängige ältere Stiefschwester Olivia (Tea Falco) auf. Die beiden kennen sich kaum, kommen sich nach anfänglichem Misstrauen aber langsam näher. Bertoluccis Kammerspiel spiegelt den Niedergang seines Heimatlandes, wirkt aber in seiner voyeuristischen Inszenierung betulich, was auch die charismatischen Darsteller nicht ändern können.

12 Years A Slave

Chiwetel Ejiofor, Michael Fassbender Regie: Steve McQueen Start: 31.10.

„Ich bin ein freier Mann!“ Solomon Northups (Chiwetel Ejiofor) zornigen, ohnmächtigen Schrei, mit dem er seine Würde als Mensch einfordert, vergisst man auch lange nach Ende dieser Leidensgeschichte über die Sklaverei nicht. Der Satz ist eine unumstößliche universelle Botschaft gegen Unterdrückung, Willkür und Grausamkeit, die der britische Regisseur Steve McQueen („Shame“) mit erschütternder Kompromisslosigkeit zeigt. Der schwarze Musiker Solomon lebt 1841 als New Yorker Bürger mit seiner Familie in bescheidenem Wohlstand -bis er eines Nachts auf ein Schiff verschleppt und in den Südstaaten als Sklave an den Plantagenbesitzer Epps verkauft wird. Mit unglaublich intensivem Furor macht Michael Fassbender die zerquälte Zerstörungswut dieses despotischen Trunkenbolds spürbar, der jeden Peitschenhieb als biblische Strafe rechtfertigt. Der Ausnahmeschauspieler, aber auch Paul Giamatti als selbstgefälliger Sklavenhändler und Paul Dano als sadistischer Aufseher geben ihren Charakteren eine abgründige Tiefe jenseits stereotyper Bösewichte. Ein wuchtiges, unerbittliches Werk.

Robert De Niro, Michelle Pfeiffer Regie: Jean-Luc Besson Start: 21.11.

Der Mafioso Manzoni (Robert De Niro) hat den Oberpaten von New York verpfiffen. Deshalb siedelt ihn der FBI-Agent Stansfield (Tommy Lee Jones) mit Ehefrau Maggie (Michelle Pfeiffer) sowie den halbwüchsigen Kindern Belle (Dianna Agron) und Warren (John D’Leo) in die Normandie um. Ihre Gangsterattitüde vermag die Familie allerdings auch in der französischen Provinz nicht abzulegen. Nervige Nachbarn, unwillige Handwerker und arrogante Ladenbesitzer werden rüde diszipliniert oder gleich hinterm Haus verscharrt. Die schwarzhumorige Action-Komödie führt Besson routiniert zum Showdown mit einem Killerkommando aus Übersee.

László und András Gyémánt Regie: János Szasz Start: 7.11.

Während des Zweiten Weltkrieges schickt eine Mutter ihre 13-jährigen Zwillingssöhne zur Oma aufs Land. Die herzlose Alte lässt die Jungs schuften und darben, statt Liebe erfahren sie nur Hass und Gewalt. Als eisiges Inferno hat der ungarische Regisseur Szasz den Roman von Ágota Kristóf verfilmt. Menschlichkeit und Hoffnung spart er ebenso konsequent aus wie Schuldfragen oder Erklärungen. Faszinierend fotografiert von Christian Berger („Das weiße Band“).

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