Ween – God Ween Satan :: Ryko/Zomba

Diese in finsteren Zirkeln heftig verehrte Platte hat für die amerikanische Untergrund-Rockmusik so mächtige Bedeutung wie die frühen Alben von Dinosaur Jr., Hüsker Dü, Minutemen, Pixies. Die falschen Brüder Ween fabulierten eine Geschichte um den Dämonen-Gott Boognish zusammen, der ihnen 1984 erschienen sei, was sie zum Komponieren von etwa 1000 Songs und zum Tätowieren ihrer Gemachte veranlasste.

1990 pressten sie 29 sehr kurze Stücke auf das erfreulich lärmige, ebenso böse wie krude Album. Durchgedrehte Gitarren und Geschrei aller Art kennzeichnen den Irrsinn dieser Songs, Gene und Dean gebärden sich als Paranoiker, die unter ihren Visionen ächzen, aber auch Spottlieder auf „Fat Lenny“, „Common Bitch“ und „Hippie Smell“ auskotzen. Alles sehr Todd-Solondz-mäßig. Vorgeblich liebliche Weisen wie „Don’t Laugh (I Love You)“ deuten schon voraus auf das fiese Meisterwerk „Chocolate & Cheese“, werden aber von Geräuschsalat letztlich sabotiert.

„God Ween Satan“ ist eine Platte, wie sie heute nicht mehr gemacht werden kann. Ein so breit-bräsiges, bekifftes Stück wie „Nicole“ hat leider Nutznießer wie Stefan Raab möglich gemacht. Die Saat von Chaoten wie Frank Zappa und Captain Beefheart war aufgegangen, etwas manierlichere Neutöner wie Sonic Youth wurden aufgekauft. Ween spielten noch einmal Anarchie und Dekonstruktion um jeden Preis. Heute, in der Welt von Marilyn Manson und Slipknot, haben sie sich folgerichtig auf konservative Musik und Forschung am Prog-Rock verlegt.

Immerhin verbleibt „God Ween Satan“ in der bekannten billigen Verpackung mit der schlechten Zeichnung vorn drauf.

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