Weezer

Everything Will Be Allright In The End

Universal

Rivers Cuomo will zurück zum guten alten Slacker-Rock, aber sein infantiler Witz wirkt so schal wie die meisten Melodien

Viel war vor der Veröffentlichung des neuen Weezer-Werks zu hören und zu lesen: Zu rückwärtsgewandt sei das Konzept, zu eindimensional die Songs. Und überhaupt: alles infantil wie eh und je! Einen Gefallen hat sich Rivers Cuomo wirklich nicht getan, als er im Vorfeld die Agenda „Back to the roots!“ (wahlweise auch „a classic alt-rock record“) ausgab. Und bevor man noch einwenden möchte, dass die nostalgische Rückschau ja quasi fester Bestandteil der Rock’n’Roll-DNA ist und der Vorwurf der Infantilität bei einer Band wie Weezer ungefähr so originell wirkt, als würde man einem Porno-Rapper Sexismus nachweisen, muss man einsehen, dass jede Rechtfertigungsstrategie versagt. „Everything Will Be Alright In The End“ zu verteidigen, käme dem Versuch gleich, mit ranzigem Fett ein Fünf-Sterne-Menü zu kochen. Oder auf einem Plastik­eimer, einer Maultrommel und einer Faschingströte das Beatles-Stück „A Day In The Life“ zu spielen.

Solch hehre Ziele verfolgt das kalifornische Quartett zum Glück nicht, es besinnt sich stattdessen auf eigene Geniestreiche wie „Weezer“ und „Pinkerton“. So klingen viele Songs denn auch wie B-Seiten vom Blauen Album, nur ohne eine einzige zündende Melodie. Den Witz und die Selbstironie für seine Lyrics scheint sich Cuomo inzwischen im selben Secondhand-Shop zu holen, in dem er seine Chucks kauft. Schon die programmatische Single „Back To The Shack“ offenbarte eine atemberaubende Einfalt mit Zeilen wie „We belong in the rock world/ There is so much left to do“ oder „Rockin’ out like it’s ’94“ oder „Sorry guys I didn’t realize that I needed you so much/ I thought I’d get a new audience, I forgot that disco sucks“ oder „Maybe I should play the lead guitar and Pat should play the drums“. Maybe aber auch nicht. Maybe hätte er sich die lahme Durchhaltehymne „Eulogy For A Rock Band“ einfach sparen sollen. Oder das müde pumpende „Lonely Girl“. Oder den in Kopfstimme herausgepressten Unsinn „The British Are Coming“. Maybe hätte er doch einen Schritt Richtung Erwachsensein wagen sollen. Das einzig Erwachsene ist jedoch der Sound. Der dröhnt zwar herrlich garagig wie in den glorreichen Neunzigern, lässt aber keinen Millimeter mehr für einen schiefen Ton. „I’ve Had It Up To Here“ fällt dagegen angenehm auf, ein zu knackenden Riffs zwischen Glam und Dance-Pop oszillierender Brecher. „Da Vinci“ und „Go Away“ sind wieder die Weezer-Standards, die man spätestens seit „Make Believe“ (2005) satt hat.

„Everything Will Be Alright In The End“ versprechen Weezer ihren Fans – und glauben es sich doch selbst nicht. Es ist der Punkt, an dem sie zu ihrem eigenen Klischee werden. Gene Simmons, Bassist von Cuomos Lieblingsband Kiss, erklärte dem ROLLING STONE kürzlich: „Die Hippies haben verloren.“ Man möchte hinzufügen: die Slacker ebenfalls.