Weezer

Raditude

Geffen (Universal) 30.10.2009

Auf das blaue, grüne und rote Album folgt zum Glück kein weißes.

Schalk im Nacken, Hornbrille an den Verstärker anschließen, Poesiealbum durchblättern, fertig ist Rivers Cuomos neuer Streich. Der Sänger des in ausgefuchsten Videos stets zu Scherzen aufgelegten Quartetts hat auch auf dem siebten Studioalbum sein Gespür für melodieseligen Powerpop nicht verloren. Doch „Raditude“ will noch ein bisschen mehr, wobei man sich schon mal schmerzhaft verheben kann.

Kommt die erste, von Motown-Beats angetriebene Single-Auskopplung „(If You’re Wondering If I Want You To) I Want You To“ noch mit der typischen, sich durchs Ohr schlängelnden Weezer-Klimax daher – die sonnige Akustik-Gitarre weicht im Refrain feschen Punk-Riffs -, fühlt man sich beim Gastauftritt von Rapper Lil‘ Wayne in „Can’t Stop Partying“ plötzlich an einen der lustigeren Hits der Bloodhound Gang erinnert. Noch drolliger wird es, wenn die Kalifornier dieselbe Antwort (aufweiche Frage eigentlich?) geben wie kürzlich Barbra Streisand: „Love Is The Answer“ wird indes mit indischem Gesang und Sitar-Gezirpe nicht einmal jene leidgeprüfte Splittergruppe überzeugen, die ausgerechnet George Harrison ihren Lieblings-Beatle nennt.

Doch keine Angst, auf das blaue, das grüne und das rote Album folgt hier glücklicherweise nicht der vermessene Versuch eines weißen. Weezer bleiben stattdessen ihrem erprobten Erfolgsrezept des handlichen und eingängigen College-Rock treu: clever, ironisch und selbstmitleidig angehaucht, so wie man sich einen leicht verklemmten Nerd vorstellt, der angesichts des barbusigen Treibens während des Spring Break an die Grenzen seiner Toleranz stößt. Seine Rache wird furchtbar sein; seine Party ist eh die bessere.