Western Unchained :: Franco Nero, Orson Welles

Regie: Sergio Corbucci u.a.

Für ein paar Jahre, etwa zwischen 1964 und 1970, bildete der Italo-Western ein äußerst ergiebiges transatlantisches Bündnis zwischen Hollywood und Cinecittà. Die Italiener liehen sich die ikonischen Westernlandschaften (sie fanden Surrogate in Andalusien und vor den Toren Roms) für eine härtere, unversöhnliche Variante des klassischsten aller amerikanischen Genres – und dazu ein paar unverbrauchte Gesichter, die sie später als gestandene Männer nach Hollywood zurückschickten, wo einige von ihnen Stars wurden. Clint Eastwood machte sich mit den Western Sergio Leones einen Namen, Lee van Cleef erlebte in Italien einen zweiten Frühling und Burt Reynolds hatte seinen ersten großen Kinoauftritt sogar in redface. In Sergio Corbuccis „Navajo Joe“ spielte er den Titelhelden, der nach einem Massaker in seinem Dorf Rache schwört.

Corbuccis Film befindet sich jetzt in einer zehnteiligen DVD-Edition mit Italo-Western, die das umtriebige Archivlabel Koch Media anlässlich des Starts von Quentin Tarantinos „Django Unchained“ herausbringt. Die Auswahl ist über jeden Zweifel erhaben, denn die zehn Titel gehören allesamt zu Tarantinos persönlichen Genre-Highlights. Neben Klassikern wie Duccio Tessaris „Eine Pistole für Ringo“ und „Mercenario“ (ein Wiedersehen mit Corbucci und Franco Nero) gibt es auch einige vergessene Schätze zu entdecken. Etwa „Yankee“, der einzige Italo-Western von Tinto Brass. Oder als deutsche Erstveröffentlichung „Zeit der Geier“, der seinerzeit selbst der italienischen Kritik zu brutal war. Die schönste Wiederentdeckung aber ist der Revolutionswestern „Tepepa“, in dem der einzigartige Tomas Milian einen sardonischen Orson Welles in der Rolle eines korrupten mexikanischen Generals zur Strecke bringt. Apropos Revolution. Der Italo-Western war bekannt für seine anti-imperialistische Politik, er hat aber auch (in „Mercenario“) die anschaulichste Beschreibung des Kapitalismus hervorgebracht: am Beispiel eines nackten Frauenkörpers. Der Kopf ist die ausbeutende Klasse, der Hintern das Proletariat. Der Rücken, die Mittelschicht, steht zwischen beiden. Die Schlussfolgerung des Bandido ist so überzeugend wie ein Schlag in die Fresse: Die Reichen sind niemals am Arsch. (Koch Media) AB

God Bless America **¿

Joel Murray, Tara Lynne Barr

Regie: Bobcat Goldthwait

Nach den Schulmassaker von Newtown wird natürlich auch wieder diskutiert, inwieweit Filme wie „Natural Born Killers“ oder „Falling Down“ Einfluss auf solche Taten haben. Sind diese Filme nun zynisch oder vielmehr die Umstände, die sie abbilden? In der Satire des Regisseurs und Schauspielers („Police Academy“) Goldthwait ist es eine Kultur der schamlosen Rücksichtslosigkeit und Verblödung, die Frank (Joel Murray, „Mad Men“) zur Waffe greifen lässt. Eigentlich will der an einem Gehirntumor erkrankte Arbeitslose sich damit selbst aus seinem trostlosen Leben verabschieden, als ihn sein Entsetzen über eine hysterische Millionärstochter im Fernsehen davon abhält. Statt dessen richtet er Rassisten, Hassprediger, Falschparker und die intriganten Narzissten der Casting-Show „American Idol“ hin. Schwarzen Humor ballert Goldthwait eher mit der Schrotflinte heraus als mit gezielten Schüssen. Auf welches Ziel dieser Film den Pistolenlauf richtet, kann aber keiner falsch interpretieren. Extras: Audiokommentar, weitere Szenen, Outtakes. (Kino Kontrovers) OH

Black’s Game – Kaltes Land ***¿

Thor Kristjansson, Damon Younger

Regie: Oskar Thor Axelsson

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