Zoot Woman – Zoot Woman :: Labels

Stuart Price ist ein 25-jähriger Pop- und Disco-Fan, in dessen Leben die 80er Jahre eine bedeutende Rolle spielen. Als Les Rhythmes Digitales veröffentlichte der Londoner bereits 1998 das gelungene Pop-meets-Disco-Album ,J)arkdancer“: Nik Kershaw und Shannon wurden kurzzeitig dem Vergessen entrissen und für je einen Song reaktiviert.

Der schwärmerisch verklärte Blick auf den Mainstream der Achtziger ist auch das Anliegen des Trios Zoot Woman, zu dem neben Price noch die Brüder Adam und Johnny Blake gehören. Das Debüt „Liying In A Magazine“ wurde vor drei Jahren begeistert gefeiert, wegen seiner kühlen Eleganz und verführerischen Glätte. Kein Wunder, dass sich bald darauf Madonna meldete und Stuart Price zum Kapellmeister der „Drowned World“-Tour kürte. Auch auf „American Life“ findet man Price bei zwei Stücken als Co-Autor und Keyboarder.

Mit dem schlicht „Zoot Woman“ genannten neuen Album ist die Band sich selber treu geblieben: Die Oberfläche glänzt immer noch so edel und cool wie die Stahl- und Glas-Architektur in Berlin Mitte. Bei einigen Stücken wurde allerdings das Material kunstvoll aufgeraut – um den Effekt größerer Vielfalt und Originalität zu erzielen. Das ist angenehm zu hören, ist schöne Hintergrundmusik, gern in einem mondänen Ambiente.

Referenzen an New Order, Kraftwerk, oder Hall & Oates setzen die Koordinaten für ein naiv tänzelndes historisches Missverständnis: Es waren linke Musiker, meist mit einer klassenbewussten Punksozialisation, die zu Beginn der 80er Jahre beschlossen, dass sich Marxismus (damals noch sehr angesagt), Designeranzüge und großer Pop nicht ausschließen müssen. Dem Authentizitätsgestus der Rockmusik setzten sie das raffiniert subversive Spiel mit Formen und Oberflächen entgegen – ohne dabei auf Inhalte zu verzichten. „We Don’t Need This Fascist Groove Thang“ forderten Heaven 17, und Scritti Politti (allein der Name!) sangen zärtlich über Jacques Derrida – und kamen dennoch in die Charts. Und wie viel berührender und böser spielten Roxy Music mit unserer Sehnsucht nach Luxus? In dem Frühwerk „In Every Dreamhome A Heartache“, verbirgt sich hinter einer perfekten Wallpaper-Kulisse nichts als Einsamkeit, Verzweiflung und Neurosen: „I blew up your body – but you blew my mind.“

Zoot Woman dagegen wollen gar nicht wissen, was sich hinter all den aufpolierten, spiegelnden Oberflächen verbirgt, die uns umgeben. Sie fühlen sich wohl darin.

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