ZZ Top :: Mescalero

Für ein Alterswerk erstaunlich agil: modernisierter Southern Rock

Gibbons, Hill und Beard können gut wirtschaften. Sie haben ihr gar nicht so kapitalschwaches Unternehmen ohne substanzielle Veränderungen oder gar Verluste durch die unsteten Zeitläufte gerettet. Dazu gehört auch, dass man einfach mal ein paar Jahre kürzer tritt, Tequilla destilliert, eine Herde Mustangs einreitet, die Sammlung von 57er Les Pauls mit Vogelaugenahorn-Decke vervollständigt oder in die Wüste geht, um den Bart beim Wachsen zu belauschen. Zugeständnisse an den jeweiligen Zeitgeschmack gab es immer, aber die betrafen allenfalls die Produktion.

Heuer etwa experimentiert man mit gelegentlichen Voicings, Samples und vor allem mit sandsturmdichten Distortion-Sounds. Das hat schon was, klingt richtig schön kaputt und brutal und auch nach heute, verleiht dieser reaktionären Southern-Blues-Alte-Leute-Musik also durchaus so etwas wie zeitgemäße Anmutung – als müsste man den Nu-Metal-Hosenscheißern tatsächlich noch beweisen, wer den Härteren hat. Und über der Gürtellinie dann diese heisere, von unzähligen Kaktusmilch-Schnäpsen verätzte Gibbons-Grabesstimme – keine Frage, für ein Alterswerk ist „Mescalero“ noch erstaunlich agil.

Aber warum 16 Tracks? Jeder, der die Wüste kennt und schon mal eine Handvoll Sand durch die Finger rinnen lassen hat, sollte doch eigentlich wissen, dass es auf Quantität nun wirklich nicht ankommt. Acht hätten wirklich genügt. Sagen wir: zehn!

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