ROLLING STONE wird 20. Unsere Helden, Teil 19: Mark Eitzel

Wir werden 20! Und starten mit einer Serie ins Jubiläumsjahr – über 20 Helden, die uns in den vergangenen 20 Jahren wichtig waren. Teil 19: Mark Eitzel. Ein Porträt von Jörg Feyer

Es war stets amüsant, diesen wuseligen Mann mit Bart und Hut zu treffen. Und auch verstörend. Zuletzt war mir das Vergnügen 2008 beschieden, vor einem Konzert des reformierten American Music Club in Hamburg. Da saß Mark Eitzel nun wieder, in der Fabrik-Garderobe, redete sich zum „Parasiten“ des treuen Gitarristen Vudi herunter, fragte sich komisch-verzweifelt: „Wofür? Wofür? WOFÜR?“ er sich damals als Punk die Knie ruiniert habe – und warum viele Alt-Fans ihn auch mit 49 nur als exzessiv veranlagten Clown goutieren mögen.

„San Francisco“ war 1994 das letzte Album vor der großen AMC-Pause betitelt. Ein Anruf vom Tourismusbüro kam nicht. Er habe dem Bürgermeister vorgeschlagen, einen Mark-Eitzel-Tag auszurufen. Der Brief  blieb unbeantwortet. Wieder lachte er, ansteckend, ein bisschen bitter. Über drei Dekaden hat Eitzel San Francisco seine Stimme gegeben. Eine Stimme, die nicht nostalgisch ist, aber viel über die Menschen sagt, die diese Stadt wie er Anfang der 80er-Jahre als „unglaublichen Ort vollkommener Freiheit“ entdeckten. Und nun bestürzt zur Kenntnis nehmen müssen, dass dort fast nur noch die Freiheit der Gier und des Geldes regiert, nachdem sich die Silicon-Valley-Euphorie verbreitet hat. Blumen im Haar? Pah!

Also sang Eitzel „All The Lost Souls Welcome You To San Francisco“ – ein Hilferuf, verkleidet als sentimentaler Schlager. Er könne nicht über Politik schreiben, er schreibe über Bars. „San Francisco!“, rief Eitzel lachend. Und hüpfte vom alten Backstage-Sofa.

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