Sandy Dillon ist schon seit den frühen 80ern im Popgeschäft, aber keiner hat’s gemerkt

Sandy Dillon zog nach der Highschool Anfang der 80er Jahre nach New York und bewarb sich nach einigen Monaten, in denen sie sich als Pianistin in diversen Schwulenbars über Wasser gehalten hatte, für eine Rolle im Broadway-Musical „The First 5 000 Years“. Als sie mit den anderen Bewerberinnen auf ihr Vorsprechen wartete, drehte sich das Mädchen vor ihr um und fragte: „Für welche Rolle bewirbst du dich?“ – „Janis Joplin.“ – „Okay, dann sind wir keine Konkurrenten und können reden. Ich spreche als Debbie Harry vor.“ Diese ehrgeizige Jungschauspielerin, die übrigens wie auch Dillon die Rolle bekam, allerdings nach zwei Wochen ausstieg, weil sie einen Plattenvertrag bekommen hatte, war Madonna. „She was always the girl in front of me“, lacht Sandy Dillon.

Doch wenig später bekam auch sie ihre Chance. Bowie-Manager Tony De Fries war auf sie aufmerksam geworden und verschaffte ihr einen Plattenvertrag bei Elektra, für die sie zwei von HipHop-Legende Man Parrish, Bowie-Sidekick Mick Ronson und Yellos Dieter Meier produzierte Alben aufnahm, die der Plattenfirma aber nicht gefielen und unveröffentlicht blieben.

Sandy Dillon zog nach dem Elektra-Reinfall enttäuscht nach London, um weiter mit Ronson zu arbeiten und lernte bei einer Session einen seltsam aussehenden Mann kennen, der seine Gitarre mit drei Fingern spielte. Das war der an Multipler Sklerose erkrankte Steve Bywater, den Dillon später heiratete.

Es dauerte dann zwar noch etliche Jahre, bis sie schließlich 1996 ihre erste Platte „SkatingOn ßon/OMr“ veröffentlichen konnte, doch zusammen mit Bywater schien sie endlich auf dem richtigen Weg, konnte ihre musikalischen Ideen umsetzen. Zunächst verdienten die beiden ihr Geld mit Werbejingles und Musik für obskure Filme.

Der Durchbruch kam dann 1999 mit dem ersten Album für One Little Indian, „Electric Chair“, das gleich zueuphorischen Vergleichen mit Captain Beefheart und Billie Holiday führte. Kurz nach den Aufnahmen zum nächsten Album, dem wundervollen Arnericana-Bastard „East Overshoe“, starb Bywater. „Alles schien vorbei zu sein. Ich war, wie Doris Day in einem Film sang, ,nobody’s sweetheart‘. Ich musste wieder von vorne anfangen und dachte beim Songschreiben an Musik, die ich in meiner Kindheit gehört hatte, Love, die Doors… Das haben wir dann mit dem Produzenten Justin Waters alles noch ein bisschen mit Loops aufgepeppt. ‚Nobody’s Sweetheart‘ ist mein Hit-Album geworden (lacht). Vielleicht komme ich Madonna damit wieder ein Stückchen näher.“

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