Singende Austern

PHANTOM/GHOST Berlin, Haus der Berliner Festspiele ***

Dirk von Lowtzow und Pianopartner Thies Mynther sind zum 25sten Jubiläum des Duos Phantom/Ghost im Westen der Stadt zu bewundern. Die volle Subventionskultur-Breitseite: Zur Knuffelpuppen-Installation der Kölner Großkünstlerin Cosima von Bonin wird die elektronische Vaudeville-Revue zur post-studentischen Gitarrenband Tocotronic gegeben. Das Vintage-Design-Publikum trollt sich plaudernd zur Theaterglocke in den Festsaal. Den Protagonisten in Glitzerwesten schwebte vielleicht der verruchte Teil der Weimarer Republik vor, wobei von Lowtzow keineswegs untalentiert den campen Entertainer gibt. „Wie ist es möglich, nicht fasziniert zu sein, von der Mischung aus Dünnhäutigkeit und Eleganz“, heißt es im Programmflyer. Gemeint ist dort der verstorbene Modezar Yves Saint Laurent. Doch genau von dieser „Mischung“ zehren Phantom (Gesang) und Ghost (Taste). Antony and The Johnsons oder Rufus Wainwright in heterosexueller Darreichungsform. Man könnte auch sagen: Alles ein wenig hölzern und knödelig. Wobei die ersten 30 Minuten durchaus zu unterhalten wissen. Doch für einen echten Spannungsbogen reicht es letztlich nicht. Als dann der kurzbehoste Rezitator Eike Wittstock gedrechselte Sätze über Korallen und Amöben vorliest, wird es Zeit für einen Wein an der Festspielbar. Beim Rausgehen das wispernde Gekicher, als Wittstock komische Meeresgetier-Fachbegriffe bringt. Feuilleton kann sooo lustig sein! Nach dieser unnötigen Witzsprech-Einlage wird auf „Petit-Café“-Atmo umbeleuchtet – was Soft Cell oder ABC schon mal gekonnter hinbekommen haben. Zwischendurch führen zwei semigrotesk verkleidete Damen Dada-Tänzchen auf. Alles schön, alles halb so wild – über allem perlt der Wohlklang.

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