So waren Bloc Party im Hamburger Docks – das zarte Gefühl eines letzten Mals

Bloc Party spielten gestern Abend im Hamburger Doks. Kele Okereke zeigte sich nicht nur stimmlich sondern auch körperlich in bester Verfassung.

Als wir Bloc Party im August zum Interview trafen, waren sich Kele Okereke, Gordon Moakes und Matt Tong in Windeseile einig darüber, dass der rockigste Song des Albums „We’re Not Good People“ ihr Liebling auf dem vierten Langspieler „Four“ sei. Während der knauserigen 80 Minuten im Hamburger Docks war davon jedoch nichts zu merken: Der Song schaffte es nicht einmal auf die Setlist und auch die anderen, härter anklingenden Titel wurden stets umrahmt von den eher zarteren Tönen, die leider dafür sorgten, dass die Masse nicht so wirklich wusste, wohin mit all der Energie. Dabei hingen doch schon am Einlass die ersten Indizien dafür, dass Bloc Party es zu ihrem deutschen Tourauftakt richtig krachen lassen würden, schließlich warnte man vor Lichteffekten, die gesundheitliche Schäden hervorrufen können.

Wenn man nun aber nicht zu dem rockwütigen vorderen Drittel des Docks gehörte, kam man ganz und gar auf seine Kosten – denn noch bevor Bloc Party überhaupt die Bühne betraten, sorgte eine Lasershow in den Farben des Album-Artworks für optischen Genuss. Sänger Okereke zeigte sich nicht nur stimmlich, sondern auch körperlich in bester Verfassung. Er beeindruckte mit sauberer Kopfstimme in einem gefühlvollen, leisen Intro von „Song for Clay (Disappear Here)“, das er mit einem „Shh“ an das Publikum einleitete, schlug einen halben Purzelbaum während „Ares“, hielt eine Lobhymne auf den Jägermeister und sorgte für leuchtende Mädchenaugen, als er „Flux“ überraschenderweise mit Zeilen des Rihanna-Songs „We Found Love“ anstimmte. Ob es nun die Balladen des aktuellen Albums wie „Real Talk“ und „Truth“ waren oder zarte Klassiker wie „This Modern Love“ und „Signs“ – Okereke schien sie alle wie zum ersten Mal vorzutragen. Seine zwei Saitenspieler wiederum brillierten mit der Schüchternheit einer Schülerband. Während es Bassist Moakes nur hin und wieder gelang seine Backings sauber und vor allem hörbar ins Mikrofon zu hauchen, hob Gitarrist Russell Lissack gefühlte keinmal den Kopf. Immerhin lag die Konzentration so auf den Instrumenten, die sie dafür auch par excellence bedienten.

Bloc Party spielten eine ausgewogene Mischung aus alten Hits und potenziellen neuen, die jedoch in ihrer Anordnung nicht optimal funktionierten. Zweimal zu früh ließen sich die Briten wieder auf die Bühne bitten. Sieht man aber von all diesen kleinen Unstimmigkeiten mal ab, ist es einfach nur schön sie zurück zu wissen, auch wenn Bloc Party unterschwellig eher das zarte Gefühl eines letzten Mals transportierten. 

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