Sommer in der Stadt: The Cat Empire in Berlin

Am 15. Dezember spielten The Cat Empire in der Berliner C-Halle vor einem begeisterten Publikum. Hier gibt's den Nachbericht mit Bildern des Abends.

Gegensätzlicher hätten zwei Abende nicht laufen können: Habe ich Freitag Abend noch die Ska-infizierten Jams von The Cat Empire in der recht mächtigen Kulisse der Berliner C-Halle gesehen, durchlebte ich Tags darauf in gemütlich-diesiger Szenerie des Bi Nuu sämtliche düsteren Lebensphasen von Nona Marie Invie, Sängerin von Dark Dark Dark.

Hier soll es aber um die Herren mit Trommeln, Trompeten, Tambourins, Turntables und Kätzchen gehen. Die australischen Cat Empire sind mittlerweile bei ihrem fünften Album angekommen, Erfolge feiern sie vor allem auf ihrem Heimatkontinet, da schaffte es „Two Shoes“ 2005 auch auf Platz 1 der Alben-Charts. Aber auch hierzulande füllen sie mit ihrem Bastard aus Ska- und Jazz große Locations wie die C-Halle. Ihre Live-Qualitäten begeistern immer wieder Massen von Menschen, die anscheinend auch im Winter sommerliche Musik hören können. Die C-Halle war auf jeden Fall seit längerem ausverkauft.

Und schon in der ersten Sekunde, in der Harry James Angus seine Trompete ansetzt, fangen die Leute an, zu grölen, zu springen und – ich habe keine Ahnung wie sie das hinkriegten – die wirren Texte mitzusingen. Gerade aus dem Weg vom Fotograben, habe ich zunächst keine Chance, in den inneren Pogo-Kreis zu gelangen. Dieser gehört bei den Australiern ebenso zum Programm wie die gute Laune, die sie verbreiten. Also gräbt man sich durch zur Bar, bei sommerlichen 30 Grad made bei Körperwärme. Selbst der Barkeeper hüpft mir mein Getränk herüber. Und die Kollegen machen mit. Sommer in der Stadt. Könnte man meinen.

Auf der Bühne ist man mittlerweile bei „How To Explain“ angekommen. Gut, eigentlich zergeht man in ausführlichen Jams, Trompetensoli und einem Canto, der zwischen Tempel-Gesängen und Aborigines-Gezeter mit Latin-Rythmen rangiert. In Sachen Equipment setzt man auf beste Qualität, stehen doch beispielsweise gleich zwei Clavia Nord Stage Synthesizer auf der Bühne. Für das, was man da betreibt, hätte es ein Billigeres allerdings auch getan. Das bessere Bühnenbild gab es aber nur so.

Aber all das erklärt wohl noch nicht, warum The Cat Empire live so gut funktionieren. Wenn Angus bisweilen anfängt zu rappen, oder sich die Band bei „So Many Nights“ erfolgreich im Scratching probiert, hört sich das immer noch nach Reggae an. Und trotz des ganzen Durcheinanders und der Tatsache, das man im Gewühl gar nicht richtig sehen kann, spürt man eines ganz deutlich: Das Non-Plus-Ultra dieser Band ist die absolut ansteckende Arbeit mit den berühmten zwei Akkorden, mit der sie hier hausieren gehen. Oben auf der Bühne feiert man Privatparty und lässt die Leute zusehen. Die machen ihr eigenes Ding. Aber eben synchron. Beide Seiten wollen sich einfach mal wieder richtig schön verausgaben und eigene Rampensau spielen. Wenn man sich dann doch noch einmal umsieht, um zu sehen, ob denn auch alle mitmachen, ist das schon faszinierend: In der Halle steht keiner, wirklich keiner, ruhig. Vor allem nicht der Barkeeper.

Noch nicht einmal beim ruhigeren „The Wine Song“ kommt man zu Luft, man muss ja schließlich mitsingen, sonst fällt man auf: „Run Run Run, Fun, Fun, Fun, Drink Drink, Drink“. Da versucht man dann, allen Aufforderungen gerecht zu werden und kommt irgendwann ein wenig aus der Puste. The Cat Empire sind die einzigen, die dieses Problem nicht zu haben scheinen – aber die können bei Atemnot auch einfach mal ihren zweiten Leadsänger Felix Riebl ans Ruder lassen.

Und so geht der Abend dahin, „Two Shoes“ stellt den wahrsten Satz des Abends in den Raum „‚What do you do to survive?’… ‚Dancing to be free'“. Natürlich ist das ein wenig überzogen, aber eben ein Satz der die Band im Kern beschreibt. Am Freitag konnte ich mir mit The Cat Empire den Winter eine Nacht weg tanzen. Sommer in der Stadt.

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