Stone im Juli

L imited Edition: Vor drei Jahren erschien unsere Juli-Ausgabe mit vier verschiedenen Covern zum Sammeln. Die gezeichneten Konterfeis von Elvis, Dylan, Jagger und Cash wurden inspiriert vom ersten Teil der neuen Serie über die besten Songs der Jahrzehnte. Die bestanden in den Fünfzigern vorwiegend aus Rock’n’Roll und Rhythm’n’Blues. In den Sechzigern gab es bereits eine breitere stilistische Vielfalt -von Beat über Motown bis Psychedelic. Anekdoten zum jeweiligen Zeitgeist lieferte u.a. Hellmuth Karasek. Für ihn brachte Frank Sinatras „Come Fly With Me“ die 50er-Jahre am besten auf den Punkt: „Es ist die Welt der PanAm-Flüge und -Kostüme, hellblau, die Stewardessen in Nylonstrümpfen, mit halbhohen Schuhen und engen Röcken, und zwischen ihnen der goldbetresste Flugkapitän mit dem jungenhaften Lachen, dem durch das Kaugummikauen gestählten Lächeln.“

Was bei großen Acts wie Daft Punk heute gang und gäbe ist, wurde bereits im Juli 1995 zu Michael Jacksons „HIStory“-Album veranstaltet: eine Hochsicherheits-Listening-Session. Die Parade an Superlativen um und auf dem Album stieß Autor Stefan Nink sauer auf. Von der Produktion von „They Don’t Care About Us“ war er trotzdem beeindruckt. Eine kuriose Randnotiz in der gleichen Ausgabe und ein historisches Dokument zum Anfang vom Ende der Musikindustrie: Im Beitrag zur Musik im Internet empfiehlt der ROLLING STONE einen Computer mit mindestens 500 Megabyte Speicherplatz. Der Geschichtsschreibung widmeten sich in dieser Ausgabe Poptheoretiker Greil Marcus und 68er-Ikone Rainer Langhans, die wir zusammen in einen ICE von München nach Stuttgart setzten und ihnen lauschten, während sie über die Soziologie des Rock’n’Roll sprachen.

Dem Phänomen „Girl Power“ widmete man sich im Jahr 1997. Die Spice Girls seien zwar „musikalisch eher nur Fast Food“, aber als „Post-Madonna-Girlies“ mit Verkaufserfolgen, die an den Rekorden der Beatles kratzten, waren sie doch eine Titelstory wert.

Mit seiner Version von Leonard Cohens „Hallelujah“ hat Jeff Buckley sich in die Popgeschichte eingeschrieben. Dabei hatte er nach seinem Debüt noch angekündigt, keine Coverversionen mehr aufzunehmen. „Meine Lehrjahre sind vorbei.“ Den Beweis dafür konnte er nicht mehr antreten. Im Mai 1997 ertrank er in einem Nebenarm des Mississippi, was Arne Willander zu einem Nachruf in der Juli-Ausgabe bewegte. Liest man von der Getriebenheit und Zerbrechlichkeit seiner Musik, die an manchen Stellen auf unheimliche Weise auf Buckleys Schicksal deutet, ergreift einen das heute noch genauso wie damals.

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