Süße Bilder

Bang! Zack! Hüstel! Belle & Sebastian gibt es endlich auch als Comic-Buch

Der einzige Comic, der in der Band-Geschichte von Belle & Sebastian überhaupt eine Rolle spielt, ist gleich ausgesprochen zentral: Die „Belle et Sébastien“-Bücher von Cécile Aubry waren Stuart Murdoch nämlich nicht bekannt, als er sie als literarischen Namenspatron auswählte – er hatte als Kind die zugehörige Zeichentrickserie gesehen. Der junge Dichter, nicht auf Teufel komm raus ein homme des lettres.

Später trug Murdoch niedliche Zeichnungen auf T-Shirts spazieren, oft auch auf der Bühne. Die süßlich angehauchte Indie-Pop-Kultur (gegen die die Band sich zwar so gut es ging verwahrte, die sie aber verständlicherweise mit offenem Herzen umarmte) greift beim Flirt mit Kindlichkeitssymbolen gern auf Comic-Figuren zurück, und der erste Bassist Stuart David veröffentlichte sogar ein selbstgedrucktes Büchlein mit eigenhändig gekrakelten Porträts seiner Gruppengenossen. Originale von „Ink Polaroids Of Belle & Sebastian“ werden heute für über 100 Pfund versteigert – eine hübsche Neuauflage gibt es billiger unter www.cafepress.com/inkpolaroids.

Künstlerisch ist das freilich nichts gegen den Band, der Ende Februar beim amerikanischen Verlag Image Comics erscheint: „Put The Book Back On The Shelf“ (benannt nach einem Track der „3.. 6.. 9.. Seconds Of Light“-EP) sammelt auf 144 Seiten das, was tollen Underground-Comiczeichnern und Cartoonisten zu ausgewählten Songs aus dem Katalog von Belle & Sebastian eingefallen ist. Viele der Geschichten, die in den Texten erzählt werden, eignen sich ja ganz offensichtlich als Stoff für Cartoons und Graphic Novels – allerdings haben sich die Künstler nicht unbedingt die offensichtlichsten Lieder ausgesucht, haben manche Songs lediglich als lose Stimmungs-Inspiration verwendet. Was die Sache noch interessanter macht.

Am Text-treusten bleiben beispielsweise Jamie S. Rieh und Mark Ellerby, die das im „Marx & Engels“-Song beschriebene Boy-meets-Girl im Waschsalon als Dialogszene nachstellen (siehe Seite 59). Joey Weiser verlegt „Legal Man“ dagegen ins Reich der Füchse, und das ist dann auch schon der Moment, in dem das Buch der typisch-goldigen lndie-Ästhetik am allernächsten kommt.

Kako interpretiert „Dog On Wheels“ dagegen als actionreiches, impressionistisches Autorennen mit einem Hundefahrer, Charles Brownstein & Dave Crosland zeichnen „Beautiful“, die traurige Geschichte vom erblindenden Mädchen, als mehrstimmige Figuren-Tableaus. Oft sind das Bilder, die man auf den ersten Blick nie in Zusammenhang mit der Band gebracht hätte. Eine großartige Kosmos-Erweiterung. (Image Comics, ca. 20 Euro, nur als Import)

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