„Tatort“ mit Til Schweiger in der Quoten-Krise – Zweiteiler enttäuscht

Die neusten Episoden der Krimi-Reihe aus Hamburg, die aus Rücksicht auf die Opfer der Terroranschläge in Paris verschoben wurden, erreichten wesentlich weniger Zuschauer als frühere Teile mit Til Schweiger. Hat das Publikum genug von Kommissar Nick Tschiller?

Til Schweiger scheint mit seinen One-Man-Shows in den in Hamburg inszenierten „Tatort“-Folgen längst nicht mehr das große Publikum zu erreichen. Am Neujahrstag und am Sonntag (03. Januar) liefen mit „Der große Schmerz“ und „Fegefeuer“ zwei Teile der Krimi-Reihe, deren Einschaltquoten klar unter dem Schnitt der erfolgreichsten „Tatort“Sendungen des Jahres blieben – obwohl sie mit großem Werbeaufwand lanciert worden waren.

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So sahen „Der große Schmerz“ am vergangenen Freitag (01. Januar) 8,24 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 22,1 Prozent entsprach. Für „Fegefeuer“, der inhaltlich vollständig an den Vorgänger anschloss, interessierten sich dann sogar noch knapp 500.000 Zuschauer weniger, lediglich 7,69 Millionen (und ein Marktanteil von 19,9 Prozent) waren am ersten Wochenende des neuen Jahres dabei.

ZumVergleich: Bei der Premiere des ersten „Tatorts“ mit Til Schweiger im Jahr 2013 schalteten noch 12,74 Millionen neugierige Krimi-Fans ein und auch die Kritik war beeindruckt von der professionellen actiongeladenen Inszenierung. Wenn man bedenkt, dass „Fegefeuer“, der genauso wie „Der große Schmerz“ im November 2015 im Ersten ausgestrahlt werden sollte, dann aber wegen der Terroranschläge in Paris aus Rücksicht auf die Opfer ins neue Jahr verschoben wurde, fast 2 Millionen Zuschauer weniger vor die Bildschirme locken konnte, als die Reihe sonst im Durchschnitt erreichte (der Zwei-Jahres-Schnitt liegt bei 9,5 Millionen Zuschauer), kann man durchaus von einer kleinen Quoten-Krise sprechen. Schließlich erreichen die Ermittler-Kollegen aus Münster, Frankfurt und München derzeit wesentlich mehr Zuschauer.

Schweiger hatte bereits im letzten Jahr das Erste kritisiert, als sie ankündigten, die beiden Teile ins neue Jahr zu verschieben. „Wir sollten uns nicht von Terroristen diktieren lassen, was wir im Fernsehen zeigen sollten“, sagte der Schauspieler. Zuvor hatte der NDR-Programmdirektor Fernsehen, Frank Beckmann, mitgeteilt: „Es passt einfach nicht in diese Wochen, eine Krimireihe zu zeigen, in der es auch um einen terroristischen Angriff geht.“

Der umtriebige Produzent und erfolgreiche Regisseur („Honig im Kopf“) dürfte dabei durchaus die Quotenentwicklung rund um die Feiertage im Blick gehabt haben, als er das Erste für die Entscheidung kritisierte. Schließlich tun sich viele anspruchsvoll produzierte Formate an solchen Tagen auch aufgrund der großen Programmkonkurrenz schwer.

Doch die letztendlich enttäuschenden Einschaltquoten deuten auch darauf hin, dass das große Publikum mit den zuweilen brutalen und mit viel Action angereicherten „Tatort“-Episoden mit Kommissar Nick Tschiller nicht ganz so viel anfangen kann, wie von dem Darsteller erhofft. Im Februar 2016 kommt der „Tatort“ unter dem Titel „Off Duty“ mit Til Schweiger auch ins Kino. Ob er zum Blockbuster wird, darf nach dem nachlassenden Zuschauerinteresse der neusten „Tatort“-Episoden mit dem selbstbewussten Schauspieler durchaus bezweifelt werden.

 

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