“Tatort”-Mörder verzweifelt gesucht

Bin ich die Einzige, die es bescheuert findet, dass sie jetzt selbst ihren “Tatort”-Mörder suchen muss? Wofür gibt es denn Lena Odenthal und Mario Kopper?

“Der Wald steht schwarz und schweiget” war gestern eigentlich endlich mal wieder eine gute Folge aus Ludwigshafen: Odenthal entdeckt einen Toten, wird von fünf jugendlichen Rabauken entführt, Kopper macht sich auf die Suche nach ihr. Inzwischen versucht sie herauszufinden, wer den Erzieher umgebracht hat – und selbst nicht erschossen zu werden. Der eine Halbstarke ist auf Drogen, der andere hat ein Inkontinenzproblem, und alle sind schwerst traumatisiert. Die schlimme Kindheit natürlich! Trotz der Klischees war der “Tatort” spannend wie selten und nicht so verquast wie zuletzt. Aber eine richtige Auflösung gab es am Ende nicht. “AZOK” (“alle zusammen oder keiner”) lautet das Motto der fünf Freunde: Sie verraten nicht, wer es war.

Und damit hört der “Tatort” einfach auf, und wir sollen den Täter im Internet herausfinden. Habe ich nach kurzem Ringen mit der eigenen Faulheit sogar versucht, weil die Runde bei Günther Jauch sowieso langweilig war. Aber da war der WDR-Server schon zusammengebrochen, nichts ging mehr. Die ARD wertet das wahrscheinlich als Triumph, weil angeblich trotzdem noch 20.000 User am Ball blieben und weiterhin wissen wollen, wer es war. Ich auch. Aber dass ich dafür “interaktiv” werden und auf Türen klicken muss, die dann nicht aufgehen, und in Spinde gucken, in denen ich nichts Entlarvendes sehe, das nervt mich sehr. Ich will, dass Ulrike Folkerts den Fall für mich löst – sie ist kompetenter als ich, sie ist sportlicher, und sie wird auch dafür bezahlt.

Am Samstag sollen die Online-Ermittlungen all der Hobby-Kriminologen abgeschlossen sein, dann wird der Fall “der virtuellen Staatsanwaltschaft übergeben”. Bin ich die Einzige, die das lächerlich findet? Crossmedia my ass. Ich sehe doch fern, weil ich nichts tun will. Außer gelegentlich umschalten.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates