The Low Anthem

Es steckt viel historisches Interesse dahinter, dass Ben Knox Miller und Jeff Prystowsky so traditionelle US-amerikanische Musik spielen. Die beiden studierten Musiker wissen um die Hintergründe, lieben das Ursprüngliche, Texturierte, geografisch Geerdete. The Low Anthem, mittlerweile ein Trio, komponieren feierlichen Retro-Folk, der gut in den Strom der Fleet Foxes und Feiice Brothers passt. Doch zu Verandamusik, dem Folk und modernen field recordings mischen The Low Anthem auf ihrem Debüt “ Oh My God, Charlie Darwin“ Verweise auf Tom Waits, dessen raue Oberflächen hier einen großen Eindruck gemacht haben.

Das Thema der Platte ist Charles Darwin bzw. dessen Vorstellungen von der Evolution. „Uns fasziniert der Gedanke, dass das Stärkere überlebt“, sagt Prystowsky. „Unsere Regierungen, unsere Bildung, unsere Vorstellungen von falsch und richtig – all das sind Arten, die nicht perfekt sind. Sie haben einfach nur überlebt. Die Folgen für unser Leben sind tragisch und wundervoll zugleich. Damit beschäftigen wir uns in diesen Liedern.“

Folk oder Americana?

Ich liebe am Folk die Idee, dass das Rohe schön ist. Die Familie, die abends auf der front porch Musik macht. Die normalen Leute, die in der Kirche zusammen singen. Die Schönheit liegt in der Ehrlichkeit, der Sensibilität. Americana meint das nicht. Wir sind studierte Musiker – aber wir spielen gern roh, unbehauen.

Tom Waits oder Bob Dylan?

Tom Waits fürs Arrangieren, Dylan fürs Komponieren. Waits ist ein brillanter Produzent, er kann jedes Instrument so aufnehmen, dass es seine Essenz preisgibt. Und Dylan… Seine ersten fünf Platten sind das Fundament des Songwriting, der heilige Text.

Evolution oder Schöpfung?

Ich habe viel Respekt für Menschen, die etwas glauben und sich in Gemeinschaften mit anderen Leuten verbinden, auch ich tue das. Aber ich werde mich auf die Seite der Evolution schlagen. Darwin hatte Recht – wir alle wissen, dass er Recht hatte. Auch als Künstler kann ich das bestätigen: Inspiration kommt nicht von ungefähr, sondern entsteht aus meiner persönlichen Entwicklung, meinen Erfahrungen.

Frühling oder Herbst?

Herbst. Ich liebe den Übergang in das kältere Wetter, das dich aufweckt und dich an deinen menschlichen Umstand erinnert.

Banjo oder Mandoline?

Banjo, auf jeden Fall. Ich liebe natürlich Leute wie Carl Scruggs (berühmt für seineDrei-Finger-Technik) und Ralph Stanley (von dem Bluegrass-Duo The Stanley Brothers). Aber ich liebe auch die Geschichte des Instrumentes – es stammt eigentlich aus der afro-amerikanischen Kultur und ist erst später in der weißen Folklore benutzt worden. In gewisser Hinsicht kann man am Banjo ablesen, wie sich die schwarze und die weiße Kultur zu vermischen beginnen.

E-Mail oder G-Dur?

G-Dur, denn es ist schwierig. Das wird ja meistens als die Quinte in C benutzt, da entsteht viel musikalische Spannung. Wenn ich G-Dur bevorzuge, dann hat das nichts mit „glücklich“ oder „traurig“ zu tun, eher mit der Musikhistorie des Akkords.

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