The not so Fab Four

Ihr Liverpool-Trauma haben The Dead 60s noch nicht überwunden, doch in New York entkamen sie zumindest dem Ska-Hype

Plötzlich war der Hype vorbei, bevor er richtig begonnen hatte. Das war für die Dead 6os ein bisschen ungünstig, damals im Sommer 2005. Das angekündigte Ska-Revival fiel aus, die Liverpooler veröffentlichten trotzdem ihr Debüt „The Dead 60s“, kamen immerhin auf Platz 23 der UK-Charts, tourten dann ausgiebig um die Welt – und stellten fest, dass sie auch ohne begeisterte Kritiken gut leben konnten.

Natürlich litten auch The Dead 60s unter dem üblichen Problem: Man hat ein Leben lang Zeit, ein Debüt aufzunehmen, aber nur zwei Jahre für den Nachfolger. Die meisten Songs schrieben sie vorsichtshalber gleich zwischen Soundchecks und Auftritten, so dass sie gut vorbereitet nach New York City fliegen konnten. Sänger McManamon fiel das Aufnehmen diesmal viel leichter: „Das erste Album haben wir ja zum Großteil erst im Studio konstruiert, da wurde noch viel überlegt und zusammengesetzt. Diesmal gingen wir es traditioneller an, mit akustischen Gitarren und so. Dadurch sind die Lieder melodischer geworden.“ Kaum noch Reggae-Rhythmen, mehr klassischer Rock. Etwas ganz Anderes wollten sie machen, ergänzt Gitarrist Ben Gordon – etwas ganz Einfaches eigentlich: „Unseren natürlichen Sound finden. So wie auf, Time To Take Sides ist unsere Band wirklich. Wir wollen gar keinen speziellen Stil haben oder zu irgendeiner Szene gehören.“

Tatsächlich wollten die beiden mit Bassist Charlie Turner und Schlagzeuger Bryanjohnson nur ein stimmiges Album autnehmen, das sich nicht zwischen Punk, Ska und Pop, zwischen Slogans und relativ sinnlosen Texten aufreibt. Gordon gibt zu: „Dem ersten Album fehlte der gemeinsame Nenner, eine Art roter Faden. Bei diesem hängen alle Songs zusammen – genau so war es beabsichtigt.“ Und wie hemmungslos sie dieses Konzept durchgezogen haben, erläutert Gordon dann gleich noch anhand einiger Songs: „In ,Beat Generation‘ geht es um die Leute bei uns zu Hause. Die wenigsten wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Sie lassen sich treiben, von Tag zu Tag, Woche zu Woche, Jahr zu Jahr. Ohne Sinn und Ziel. Es geht dann mit ,Stand Up‘ weiter, das sagt: Hab etwas Stolz, träum nicht nur rum, sondern heb den Arsch! Bleib nicht in den – und das ist der nächste Song- ,Dull Towns‘ stecken.“

Auch wenn sie betonen, dass es ihnen jetzt nicht mehr nur um Liverpool, sondern um die ganze Welt geht: Ihr Heimatort verfolgt sie. Im New Yorker Studio lief ihnen schließlich sogar Paul Mc-Cartney himself über den Weg. McManamon war etwas eingeschüchtert: „Wir haben immer darauf gewartet, dass er fragt, warum wir uns The Dead 6os genannt haben. Hat er aber nicht gemacht. War nett.“ Gordon grummelt, der und seine Musik wären „too safe“, aber man einigt sich dann auf: „Ist halt so ein Vater-Typ.“ Zu viel Respekt sollte man nicht erwarten von dieser Band. Ihre Liebe zu den Fab Four werden sie wohl nicht mehr entdecken. „Die waren wohl schon eine gute Band, aber in Liverpool nervt das ganze Bohei. Wir wohnen ja alle um die Ecke von Penny Lane, wo dauernd der Magical-Mystery-Bus vorbeifährt.“ Ein Kindheitstrauma also, das noch bewältigt werden will. Dafür ist man nie zu alt.

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