Top Ten Club: Wolfgang Petry, Luxuslärm und 3 Doors Down prügeln sich um den Thron

Merkwürdig rückwärts gewandt zeigt sich die vorösterliche Chartswoche mit Heintje und Wolfgang Petry. Dazu einmal Luxuslärm und Heavyrock von der Stange

Passend zum neuen ZDF-Dreiteiler „Ku’damm 56“, wo die bundesrepublikanischen Wirtschaftswunderjahre anhand einer Tanzschule in West-Berlin erzählt werden, blicken auch die Offiziellen Deutschen Albumcharts auf vergangene Pop-Epochen zurück. Da darf etwa der damalige Schnauzer-König Wolfgang Petry (der inzwischen seinen Look komplett gewandelt hat) noch einmal ein wenig Umsatz mit seinen alten Gassenhauern einfahren. Und auch der längst vergessene Kinderstar Heintje (von Retro-Dokus bei den Öffentlich-Rechtlichen mal abgesehen), ist plötzlich Zehner-Jahre kompatibel. „Seine größten Erfolge“ feiern nicht nur ewige Heuler wie „Mama“, sondern auch politisch nicht sonderlich korrekte Titel wie „Lustig ist das Zigeunerleben“ oder „Tief drin im Böhmerwald“. Schmonzetten als Schlager, die noch ohne Großraumdisco-Wumms ausgekommen sind.

Ebenfalls nicht ganz im Zeitkontinuum sind Luxuslärm aus Iserlohn, die mit ihrem fünften Album „Fallen und Fliegen“ (man betrachte die tolle Alliteration …) ebenfalls kometengleich in die Top Ten eingestiegen sind. Immerhin schon locker zehn Jahre im Geschäft, verkündet Frontfrau Jini, die offenbar besonders von Regionalradios mit Ohrwurm-Dauerrotation geliebt wird, gegenüber dem Hitparaden-Forum Covertrends: „Für dieses Album haben wir uns noch ein paar befreundete Songwriter ins Boot geholt.“ Den Signal-Song „Bis es weh tut“ nahm Luxuslärm gar gemeinsam mit dem großen Max Mutzke auf. Dazu die bezaubernde Jini: „Ich liebe die Stimme von Max und bin wahnsinnig stolz, dass wir ihn als Duettpartner gewinnen konnten.“

Offenbar hat sich da ein massives Parallel-Universum der Wohlfühlmusik herausgebildet. Die Zeiten sind schlecht genug – tauchen wir ein in den Kuschelkosmos!

Damit die elfte Kalenderwoche nicht gar zu zuckerwattig endet, noch ein wenig derber Krach; wenn auch mit dem Kalkül einer erfolgreichen Hard-&-Heavy-Kapelle: 3 Doors Down aus den US-Südstaaten entern mit „Us and the Night“ den deutschen Ausflugsdampfer, auf dem immer noch der Kinderfilm-Soundtrack von Bibi & Co ganz vorne sein Unwesen treibt. Schon die letzten drei Alben waren in den Charts, nun will man es wieder krachen lassen, wie beim 2000er-Debut „The Better Life“. Rock von der Stange zwischen Post-Grungerei und alternativem Metall. Das Ganze wird 2016 ähnlich clever zusammen montiert, wie es die Freunde aus dem deutschen Abenteuerland machen.

Und nächste Woche dann dürften dann die aktuell heiß diskutierten Themen Iggy Pop und AnnenMayKantereit Charts-relevant werden.

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