Travis

HAMBURG, GROSSE FREIHEIT

Francis Healy ist, anderslautenden Gerüchten zum Trotz, kein Heiliger. Er kann sogar jähzornig werden, wenn etwas partout nicht so laufen will wie geplant Auch heute gibt es Probleme. Der Monitor-Mix ist „terrible“, die Band kann sich auf der Bühne kaum hören, Travis befinden sich streckenweise auf einem Blindflug.

Doch rappelt es danach nicht, es herrscht eine merkwürdige Spannung, die sich erst löst, als den Jungs versichert wird, dass der Sound in der Halle okay war und das Publikum unten nichts mitbekam vom Klangbrei oben. „Oh good“, stöhnt Healy erleichtert und sinkt auf seinen Stuhl zurück.

Die Nervosität im Travis-Camp ist mit Händen greifbar. Immerhin gilt es, neue Songs live zu testen und so in ein bewährtes Set einzubauen, dass keine Brüche entstehen. Songs, die auf der LP „The Inrisible Band“ aufs Delikateste und Intrikateste arrangiert wurden, die nun aber in ungleich robustere Stage-Modelle transponiert werden müssen. Eine Herausforderung vor allem für Andy Dunlop, dessen Gitarre sich auf der Platte in ungeahnten Facetten spiegelt, der hier jedoch zupackender agieren muss, um die Song-Gerüste zu stemmen. Beim Opener „Sing“ pickt er gekonnt das Banjo, „Side“ wird mit solider Akkordik untermauert.

Neil Primrose trommelt leichter und exakter als zuletzt, Dougie Paynes Bass pumpt diskreter und sein Gesang auf der Mott The Hoople-Hymne „All The „Vbung Dudes“ passt perfekt Fran Healy ist am besten, wenn er dahinschmilzt, wenn die kleinen Seufzer hörbar werden, das Aus- und Einatmen.

Emphase und persönliche Preisgabe, die nur einen Klotz kalt lässt. Am Ende läuft der Sozialkrimi „Blue Flashing Light“, und Healy fleht die Fans an, ein jeder möge doch eine gute Tat tun, gleich morgen. Um die Welt ein bisschen besser zu machen. Ein bisschen heilig ist er schon, unser Franny.

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