111 Songs: Peter Fox – „Haus Am See“

In der Rolling-Stone-Beilage: "Pop in Deutschland" haben unsere Autoren 111 Bands und ihre besten Songs zusammengetragen. Sebastian Zabel erklärt, warum „Haus am See“ von Peter Fox einer davon ist.

Mein erstes Konzert war Udo Lindenberg im Stadtpark Hamburg, ich war 13 und trug die Haare lang. Das erste Konzert meines Sohnes war Peter Fox in der Berliner Wuhlheide, er war 10 und trug eine Baseball-Kappe. Als ich Lindenberg sah, kannte ich bloß ein paar seiner Hits, und die holländischen Golden Earring im Vorprogramm interessierten mich fast ein bisschen mehr. Mein Sohn sang beim Open Air in der Wuhlheide jeden Song von Peter Fox mit, er kannte sie alle auswendig. Es war eine eindrucksvolle, perfekte und pompöse Show, überraschend rund und nett. Der im Umgang mit Fans und Medien sehr zurückhaltende Rapper erwies sich auch ohne seine Stammband Seeed als großer Entertainer. Klar gefällt das auch den Kindern! Man kann sich vorstellen, dass es den als Pierre Baigorry geborenen Berliner Franzosen Peter Fox irgendwann anfing zu nerven, dass alle Kinder der Stadt (und mutmaßlich des ganzen Landes) ihn lieben.

Aber es spricht für sein großes Talent, ungemein eingängige Melodien zu schreiben, zielführende Rhythmen zu setzen und Texte zu verfassen, die kaum Umwege gehen. „Haus am See“ bleibt sein schönstes Lied: ein warmer, weicher Sommer-Song, eine Umarmung der Welt, der Familie, der Freunde, der Stadt. Bei Peter Fox hat immer alles Bezug zu seiner Umgebung, zu Berlin ganz konkret, man sieht die märkischen Seen mit ihren Uferbäumen, seine Heimat Kreuzberg sowieso. Es gibt ein schönes Schwarz-Weiß-Poster, das den rotblonden Musiker auf seinem BMX-Rad vor dem Liveclub Lido zeigt. Auch das Booklet zu seinem ersten und einzigen Soloalbum, „ Stadtaffe“, ist voller Kreuzberg-Fotos. Es war das erfolgreichste deutsche Album 2008/09. Trotzdem ließ Peter Fox kein weiteres folgen. Das hatte er vorher so angekündigt, und so hielt er es dann auch. Stattdessen spielt er wieder mit Seeed. Oder, wie neulich im Sommer, mit Kindern eines Berliner Jugendclubs.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates