13. Revolution

Autor: Lennon | Aufgenommen: 10. und 11. Juli 1968 | Veröffentlicht: 16. August 1968

b-Seite (Hey Jude)

Im Frühjahr 1968 war der Vietnam-Krieg auf seinem Höhepunkt, Martin Luther King war ermordet worden und die Studenten in Paris hatten die Regierung in die Knie gezwungen. Als die Beatles Ende Mai das Abbey-Road-Studio betraten, um mit der Arbeit am „Weißen Album“ zu beginnen, stand zuoberst „Revolution“ auf der Agenda – der erste explizit politische Song, den die Beatles veröffentlichten. „Ich wollte ausdrücken, was ich über die Revolution dachte“, sagte Lennon 1970 dem ROLLING STONE. „Es war höchste Zeit. Als wir mit Brian (Epstein) unterwegs waren, kam ein Zeitpunkt, an dem wir uns entschlossen, auch Fragen zum Vietnam-Krieg zu beantwortet. Wir mussten Brian eintrichtern:, Wir werden diesmal über den Krieg reden.'“

Die erste Version von „Revolution“ war ein langsamer, bluesiger Shuffle, der den Titel „Revolution 1“ trug. (Die letzten sechs Minuten des Masterbandes waren ein aggressiver Jam, der später abgetrennt und als „Revolution 9“ veröffentlicht wurde.) Am 10. Juli versuchten sie es mit einer beschleunigten Version, die dann auf der B-Seite von „Hey Jude“ landete. Man hatte die Beatles im Studio bislang noch nie so hart rocken gehört, angefangen von Lennons siedend-heißem Gitarren-Intro (eine Referenz an Pee Wee Craytons Blues-Single „Do Unto Others“ von 1954) bis zu dem abschließenden Wutgeheul. „John wollte einen ver-zerrten Sound“, so Ton-Ingenieur Phil McDonald. „Die Gitarren wurden durch die Aufnahmekonsole gejagt, was technisch nicht gerade empfehlenswert ist, weil die einzelnen Kanäle überlastet werden. Zum Glück kriegten es die Studiotechniker nicht mit.“

Der gravierendste textliche Unterschied zwischen den beiden Versionen besteht in einem einzigen Wort. „Revolution 1“ beinhaltet die Zeile: „When you talk about destruction/ Don’t you know that you can count me out … in.“ (Laut McCartney habe sich Lennon damit alle Türen offenhalten wollen.) Als die Beatles die Single-Version fertigstellten, wurde daraus ein eindeutiges „count me out“. Während die bürgerliche Presse Lennon feierte, war die Linke wenig beeindruckt. Das linksradikale US-Magazin „Ramparts“ nannte die pazifistische Position gar einen „Verrat“.

„Der Text steht auch heute noch“, sagte Lennon 1980. „Das ist noch immer meine politische Position: Ich möchte die Alternative sehen, ich möchte wissen, was passiert, wenn alles eingerissen wird. Gibt es nicht irgendwas, das noch brauchbar ist? Warum Bomben auf die Wall Street werfen? Wenn man das System verändern will – verändere das System! Es bringt nichts, die Leute zu erschießen.“

Auf dem Album: „The Beatles“

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