Beach Boys – Hamburg, Stadtpark

„Wieviele Originalmitglieder spielen bei den Rolling Stones?“ fragt Bruce Johnston mit nörgelndem Unterton – gilt es doch, die ausgedehnteste Welt-Tournee der Strand-Harmonists seit Jahren zu legitimieren. Denn darf sich das, was sich hier völlig Wilson-frei (Dennis und Carl tot, Brian seit 1964 nur noch sporadisch auf der Bühne) und ohne Gründungsmitglied Aljardine (tourt mit Brians Töchtern und seinen Söhnen als „Beach Boys Family 8C Friends“ in den Staaten) präsentiert, überhaupt Beach Boys nennen?

Mike Love, Leadsänger fast aller Surfund Car-Hits, schart lediglich zwei halbe Portionen um sich: Johnston kam ’64 als Brian-Wilson-Ersatz in die Band, und David Marks spielte 14jährig auf einigen der ersten Songs Gitarre und wurde von Love

nach 33 Jahren – während Carl Wilsons Krebserkrankung in die Restreihen zurückrekrutiert.

Während der Ausstieg des Stones-Trommlers einem Ende der Band gleichkäme, definiert sich der Ruhm der Beach Boys weniger über Personen. Es ist der Sound, der den kalifornischen Strahlemännern gleichbleibende Beliebtheit und scheinbar ewiges Leben beschert. Und genau dieser wird primär über Loves nasales Organ („Well eastcoast girls are hip.“) transportiert. Den Fans sind die Namen der Typen auf der Bühne eh völlig wurscht – Hauptsache, der Sound schmeckt nach Endless Summer.

Kaum schmeißt Mr.Love den ersten Dirne in die Juke-Box, startet das Hit-Gewitter. Mit einer Kombination von alten B.B.-Sidemen und frischen L~A.-Studio-Cracks wird hier unter sommerlichem Abendhimmel leidlich detailgetreu rekonstruiert, was die Jungs bereits vor Dekaden unsterblich machte. „California Girls“, „Help Me Rhonda“, „Fun Fun Fun“, „Surfin‘ USA“, „Good Vibrations“ – mehr als 30 Hits werden hier von den 3000 Hamburger Fans überschwenglich abgefeiert. Bis auf das 88er „Kokomo“ wurden die Jahre nach „Pet Sounds“ selbstverständlich ausgespart. Für eingefleischte Bewunderer der Strandbuben natürlich keine Überraschung. Denn seit die Amerikaner die Band Mitte der Siebziger wiederentdeckten, blieb jeder Anflug kreativer Kraft (Alben wie „Holland“ oder „Sunflower“) vergeblich. Seither aber rollt der Retro-Rubel mit Brian Wilsons Genie und Mike Loves Sang.

Jeder Ausflug in progressivere Gefilde hätte doch nur für einen Ausbremser gesorgt Party war angesagt – fast ohne Patina.

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