Beginner beim Lollapalooza: Voll Bock auf HipHop

Die Deutsch-Rap-Veteranen feiern ihre neue Platte „Advanced Chemistry“ und wirken doch etwas aus der Zeit gefallen.

Es ist das Comeback des Jahres. Mindestens. Die Beginner sind von den Halbtoten aufgestanden. Schon 2010 wollten sie ein neues Album aufnehmen, doch erst mit sechs Jahren Verzögerung und ein wenig Medien-Tamm-Tamm kam nun vor wenigen Tagen „Advanced Chemistry“ auf den Markt. Mit Fuchs auf dem Cover, vielleicht weil man symbolisieren wollte, dass die Rapper immer noch so listig Texte reimen können wie einst. Dafür gab es dann schon einmal den „Preis für Popkultur“ verliehen.

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Zumindest Hamburg wollen sie wieder auf die Karte packen, wie sie in Berlin beim Lollapalooza entspannt über ihre neue Single „Ahnma“ in die feierbereite Menge posaunen. Man fragt sich natürlich, ob das überhaupt nötig ist und ob das reiche Hamburg wirklich darunter leidet, dass das arme aber ständig eregierte Berlin inzwischen mehr Hipster und Künstler und Immobilien-Haie aus der Ferne anzieht.

„Jeder sagt Digga heutzutage“

Gut erholt sehen Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad allerdings aus, mit weißer Weste steigen sie in den Ring. Das sieht ein bisschen so aus, als wollten sie sich unschuldig vom Hals schaffen, was in den letzten Jahren in ihrem Genre so alles passiert ist. Können sie aber natürlich nicht, denn „Jeder sagt Digga heutzutage“, wie die Band in „Ahnma“, der etwas zu neunmalklug einen Hamburger Lässigkeits-Ausdruck in die Twitter-Trends jagen will, feststellen. Die Beginner machen eben ihr eigenes Ding.

Recht glücklich schien allerdings nicht jeder zu sein, dass das Trio auftritt, jedenfalls nicht auf der doch allzu kleinen Alternative Stage. Viele ältere Zuschauer, die auch noch „Hammerhart“ und „Rock On“ aus dem Radio gewöhnt sind, dürften wohl aus der Entfernung nicht viel mitbekommen haben, auch wenn die Verstärker für die drei HipHopper besonders laut aufgedreht worden sind.

So sehr man sich über die künstlerische Stagnation wundern kann, so frisch und frei wirken die Musiker dabei, zurück auf der großen Bühne zu sein. Es bleibt ja auch alles wie früher: Jan Phillip Eißfeldt alias Eizi Eiz alias Jan Delay gibt sich funky und holt das ironiebegabte Publikum ab, Dennis Lisk alias Denyo sorgt für so etwas wie Party-Stimmung und Guido Weiß alias DJ Mad drückt stoisch Knöpfchen.

Alles schön, weiter so (?)

Die Bässe sind fett (wenn auch nicht so fett wie bei James Blake, der nur Minuten vorher auf der Mainstage auftrat) und Lieder wie „Schelle“ hieven auf die Meta-Ebene, was die Beginner eben so machen. Dazu imitieren die Zuschauer die Bewegungen, die einmal von der Gruppe in Deutschland in dieser längst vom Gangsta- und Kuschel-Rap infiltrierten Gattung eingebracht worden sind.

Man könnte also sagen: Alles schön, weiter so. Aber es fehlt eben doch etwas, das neu ist, vielleicht sogar unverschämt. Wirklich Kante hat hier kaum ein Song, auch wenn Eizi Eiz zu Beginn feststellt, dass Deutschland im Moment der HipHop fehle (tut er das?) und man so richtig Bock auf HipHop habe.

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