Biokost und Alkohol

Die kanadische Musikerin Chloe Charles mag Amphibien, unromantische Lieder und Tanzclubs, die nicht als Datingbörse dienen

Ihr Debütalbum „Breaking the Balance“ wird derzeit mit denen unzähliger Künstlerinnen der Popgeschichte verglichen, von Amy Winehouse bis Etta James, von Björk bis Joanna Newsom. Dabei sucht Chloe Charles doch nur etwas Abwechslung: „Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich permanent das Gleiche machen würde.“ Deshalb beschäftigt sie sich neben ihrer angehenden Solokarriere auch mit einigen Dub-Step- und Drum’n’Bass-Projekten. Nicht schlecht für eine musikalische Spätzünderin.

Denn erst im Jahr 2006 ging Charles in ein Musikgeschäft in Toronto, um sich eine Gitarre zu kaufen und noch am selben Tag ihren ersten Song zu schreiben. Diese unmittelbare Erfahrung mit der eigenen Kreativität sollte ihr Leben grundlegend verändern. Immerhin unterbrach sie daraufhin sofort ihr Philosophiestudium, „um es mit der Musik zu probieren“. Geistige Unterstützung erfuhr sie von ihrer Familie, insbesondere von ihrer prominenten Stiefmutter Cynthia Lennon, der ersten Frau von John Lennon, die Charles‘ Vater in zweiter Ehe geheiratet hat. „Sie ermutigte mich, darauf zu hören, was ich wirklich will und mir damit Zeit zu lassen.“ Aber den größten Einfluss auf Charles hatte ein anderer Verwandter, bei dem sie ihre Kindheit verlebte.

Wald oder Wiese?

Ich wuchs auf einem riesigen Grundstück im Wald auf. Mein Großvater pflanzte dort nahezu jeden Baum selbst. Außerdem war er Künstler. Deshalb standen auch überall Skulpturen und so verrücktes Zeug rum. Ich fühlte mich da sicher und konnte ungestört Frösche und Salamander fangen.

Stadt oder Land?

Zu diesem Zeitpunkt meines Lebens entscheide ich mich für die Stadt. Da passiert mehr und es gibt so viele kreative Menschen, in meinem Fall Musiker, die mich frisch und aktiv halten. Eigentlich will ich beides: Das Land ist für mich ein friedlicher Ort, an dem man sich verstecken kann. Die Stadt ist dagegen wie eine Dienststelle.

Beatles oder Stones?

Die Beatles. Ich denke, ich sollte loyal ihnen gegenüber sein. Ihre Songs sind sowohl eigenwillig als auch eingängig. Die Rolling Stones sind mir etwas zu hart.

Bar oder Dancefloor?

Wenn wir über Toronto sprechen, definitiv Bar. Denn die Tanzclubs hier sind nicht vergleichbar mit denen in Berlin. Hier wird man gleich angesprochen. Das läuft eher wie ein Kennenlernspiel ab. Wenn man nur tanzen will, ist’s langweilig. (lacht) Ich liebe es, in europäische Clubs zu gehen, aber wenn ich zurückkomme, denke ich jedes Mal: „Ah ah, no-go!“

Amy Winehouse oder Adele?

Ich mag Amy Winehouse, weil sie ein bisschen vulgär war. Beide sind großartig, aber ich mag keine romantischen Balladen. Oder vielleicht will ich sie nur nicht schreiben. Ich habe das Gefühl, dass solche Songs schon acht Millionen Mal gemacht wurden.

Bekifft oder betrunken?

(Lacht heiser) Lieber betrunken, denn dabei behalte ich etwas mehr die Kontrolle über mich. Andererseits ist das ein gefährlicher Zustand, wenn ich einen Song schreiben will, weil ich mich dann nicht mehr richtig konzentrieren kann.

Fleisch oder Gemüse?

Ich esse nur selten Fleisch. Nach all den ekelhaften Lebensmittelskandalen in den USA geht der Trend in Kanada immer mehr Richtung Biokost.

Frühling oder Herbst?

Ich mag wirklich nicht das Graue, Dunkle des Winters. Und die Kälte nervt. Ich finde, der Frühling ist ein toller Kontrast. Alles ist heller und freundlicher und die Leute sind enthusiastisch. Es fühlt sich an wie an eine Wiedergeburt.

Auf Tour oder zu Hause?

Auf Tour. Ständig unterwegs zu sein ist zwar sehr anstrengend, aber es ist auch eine Droge. Man fühlt sich unglaublich lebendig.

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