Birgit Fuß / R.E.M.

Am liebsten mag ich an diesem Band-Shirt, dass es gar keins ist – oder jedenfalls nur für Fans erkennbar. Außerdem ist es – neben einem Ringelpulli, den ich als 15-Jährige 1987 im New Yorker Kaufhaus Macy’s gekauft habe – das älteste Kleidungsstück in meinem Schrank. R.E.M. hatten sich 1992 für ihr achtes Album den Slogan „Automatic For The People“ geborgt – von eben dem Restaurant in ihrer Heimatstadt Athens/Georgia, in dem ich fünf Jahre später alles kaufte, was es an Werbeartikeln gab. Und als wir das frittierte Huhn mit Kartoffelbrei bestellten, stand tatsächlich der Besitzer Dexter Weaver hinter dem Tresen und sagte: „Automatic!“ – was so viel hieß wie: Gerne, kommt sofort! War dann auch köstlich, dieses Soulfood, allerdings nichts für Kalorienzähler. Die Klamotten gab es sowieso nur in L oder XL.

1997 war das, ich war mit Freunden auf einer skurrilen Pilgerfahrt durch die Südstaaten, freute mich an der roten Erde, den endlosen Zügen, den Wassertürmen und all dem, was ich aus den Songtexten längst kannte. Und wir kamen genau an dem Tag in Athens an, als die Lokalzeitung auf dem Titel ein Foto meiner Lieblingsband hatte – mit der Zeile: „Drummer leaving R.E.M.“. Ich saß in der Küche eines Bekannten, der wie ungefähr alle in Athens auch in einer Band spielte, und guckte bedröppelt in meine Teetasse. Zum Glück haben R.E.M. ohne Bill Berry weitergemacht, bis 2011, und doch war es das Ende einer Ära. Nach 17 Jahren das Ende von Berry/Buck/Mills/Stipe. Daran denke ich immer, wenn ich dieses Shirt sehe, und deshalb werde ich es behalten, bis es auseinanderfällt. Ich glaube, es schafft auch mindestens 31 Jahre – wie die beste Band der Welt.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates