Das alte Ute-Dilemma
Der wundervollen Kitty Hoff geht es wie der Lemper: Sie ist zu raffiniert
Wir Deutschen sind oft Banausen. Das Raffinierte und Exquisite liegt uns nicht so – die in den USA gefeierte Ute Lemper mußte das schon zur Kenntnis nehmen. Jetzt hat die Berlinerin Kitty Hoff mit ihrer Band Foret-Noire ein Debütalbum veröffentlicht, das auf ähnlich raffinierte Art brillant ist und sich dabei an der Blüte des deutschen Songwriting orientiert – an den späten 20er Jahren. Keine Retro-Party, kein Palastorchester: In den Zwölf Liedern von „Rauschen“ hört man auch Dub, Club-Jazz und beispiellose Pop-Eleaanz.
Ein bißchen zickig wirkt das offensiv zur Schau gestellte Talent von Frau Hoff und ihrem Ensemble manchmal schon, zumal die Sängerin eine gewisse Ähnlichkeit mit Doris Schröder-Köpf aufweist. Doch wer bei der legendären Brecht-Diseuse Gisela May das Singen gelernt hat, muß ja nicht aussehen und klingen wie ein Juli-Klon.
Manches an „Rauschen“ erinnert an den jazzigen Bossa-Pop von Nylon und Nouvelle Vague. Aber wenn man auf Kitty Hoffs Texte hört, merkt man schnell, daß sie besser sind: „Sie ist sauber und hat Abitur, wenn es spät wird, schaut sie auf die Uhr/ Sie lacht, wenn jemand Witze präsentiert, und sie weint, wenn etwas Böses passiert“, heißt es in „Jazzwhisper“. Ein musikalischer Höhepunkt ist „Jetzt“, das mit schwebender Melodica als swingende Ballade beginnt, bevor die Band am Ende in einen atemberaubenden Reggae-Beat fällt.
Kitty Hoff steht selbstbewußt zwischen den Stühlen. Ist weder etwas für die konformistische Indie-Szene noch für die Charts. Vielmehr eine Kostbarkeit, etwas für Menschen, die zuhören können, wenn es um Musik geht.