Willander sieht fern

„Das perfekte Promi-Dinner – Dschungel Spezial“ auf Vox: Die Lügen des Michael Wendler

"Das perfekte Promi-Dinner - Dschungel Spezial" auf Vox: Larissa bringt ihre übliche Nummer, Jochen Bendel brilliert - und der Wendler blamiert sich

Der Weißwein war zu warm, der Rotwein zu kalt, und das Menü war nicht vom Hausherrn zubereitet worden: Auf dem Gestüt Wendler bei Dinslaken fand der letzte Gang des Dschungel-Nachklapps statt, und der Schlagersänger erwies sich als wieder als Aufschneider, Egomane und notorischer Lügenbold. Zwei dienstbare Geister kochten in der protzig-kalten Neureichen-Villa, doch Michael Wendler behauptete trotzig, er selbst habe Emu-Filet und Wagyu-Rind gebraten – was schon logistisch nicht möglich gewesen wäre: In der weitläufigen Behausung müssen weite Wege zurückgelegt werden, und der Wendler wurde mehrfach in die Küche geschickt, um mehr Brot und Beilagen zu holen. Auf kenntnisreiche Fragen des nicht amüsierten Jochen Bendel gab er ausweichende und falsche Antworten, und seine Mimik verriet den dreisten Schwindler. Am Ende wurde er mit dem letzten Platz abgestraft – nun will er nachforschen, „woran es hakte“.

Der Abend auf dem beispiellos bizarren Anwesen beschloss eine kulinarische Woche, in der Wendler und Bendel ihre österreichischen Leidensgenossen Larissa Marolt und Marco Angelini wiedertrafen. Larissa glänzte im familieneigenen Hotel in Kärnten mit der Kochkunst ihres Onkels, der mit Fisch-Variationen, gefülltem Backhendl und Eisreindl überzeugte, aber nicht durchweg mit der Höchstwertung belohnt wurde. Das tolpatschige Model scheiterte sogar an der Füllung des Hähnchens und konnte auch keine Schokoladen-Mousse anrichten, erfreute jedoch mit den üblichen Versprechern, Fehlleistungen und Lachanfällen. Das Hotel Marolt ist nicht jene Slapstick-Pension, die zu erwarten war, sondern ein kommoder und professionell geführter Betrieb; leider waren die Eltern der Katastrophen-Kokotte nicht zu sehen.

In der bescheidenen Studentenwohnung des unfaszinierenden Dr. Angelini in Graz bildeten Jochen und Larissa ein amüsantes Duo: Den absurden Quatsch des Models überbot der Synchronsprecher mit Stimmenimitationen und furiosem Witz. Marcos konventionelles Wiener Schnitzel wurde ebenso zu hoch bewertet wie der gesamte Abend, bei dem sich offenbar jeder gut amüsiert hatte.

Zum Dinner bei Jochen Bendel in München erschien Larissa bereits mit schlechter Laune, weil sie bei den Proben zu „Let’s Dance!“ einen schlechten Tag hatte. Der Wendler und Marco sangen immer wieder eine Liebes-Schnulze an und wollten sich ausschütten vor Vergnügen, doch die Sprunghafte begriff den Spaß als Affront: Eigentlich habe sie die Reisebegleiter sowieso nicht wiedersehen wollen, jetzt können sie die beiden noch weniger leiden. Das „Herzeigen“ Wendlers könne sie sonst ertragen, doch das Gesinge störte sie so sehr, dass sie eine Schnute zog, „It’s me sausage!“ rief, „Ich hätte gar nicht herkommen sollen!“ grantelte und vorzeitig Jochens großzügige Junggesellenwohnung mit Dachterrasse verließ. Der Gastgeber hatte sich mit seinem asiatischen Hühnchenbonbon viel Mühe gegeben und sah den Abend hilflos aus dem Ruder laufen. Ausgerechnet von Larissa erhielt er zehn Sterne.

Schließlich das Finale im kahlen Esszimmer und später im überhitzten Schwimmbad mit Chlorgeruch: Larissa schmeckte es köstlich, doch wollte sie dem Wendler „beim Leben deiner Pferde“ das Geständnis abpressen, dass Geisterköche am Werk waren. Jochen fand es eine Zumutung, dass Emu serviert wurde, obwohl er in Australien den Anus eines solchen Tiers hatte essen müssen. Auch sonst war er verdrießlich angesichts der bramsigen Selbstdarstellung des Sangeskünstlers, der die Tischkärtchen mit der Aufschrift „Das Promi-Dinner mit Michael Wendler“ bedruckt hatte. Aus dem Off hörte man zwischendurch die Anweisungen Wendlers an das Küchenpersonal. Die Flunkerei war allerdings bald nicht mehr lustig, und umso auffälliger wurde die Abwesenheit einer Dschungel-Bilanz ebenso wie das Fehlen anderer Gesprächsthemen. Am Bendel-Abend hatte der Wendler nach Autos gefragt und zu einer länglichen Erzählung über die Doppelhaushälften seiner Eltern angesetzt – die Produzenten der dramaturgisch vorbildlichen Dokumentation griffen indes mit dem Zeitraffer ein, und Jochen machte sich über Wendlers Konversationsversuch lustig.

Während sich der gescheite Bendel für weitere Aufgaben empfohlen hat, scheint das kindliche Gemüt von Michael Wendler keine Entwicklung zuzulassen – seine kolossale Eitelkeit kollidiert mit dem noch kolossaleren Nichts seiner Performance, die darin besteht, dass er sich selbst bescheinigt, die geilste Sau überhaupt zu sein. Tatsächlich sieht man einen prahlenden Spießer, dessen kleingeistige Angeberei keinen Charme hat. Wirkliche Komik entsteht aus den Peinlichkeiten und Missgeschicken, die Larissa Marolt passieren – angeblich Absolventin der „Lee Strasberg School“ für Schauspiel in New York. Ihr Witz scheint zwar an das Österreichische gebunden zu sein – aber das glaubte man von Ernst Lubitsch und Billy Wilder zunächst auch.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates