Das Pferd zeigt Dir den Weg: 7 Beobachtungen beim Lollapalooza 2017

Gute Luft, analoges Feiern und Hottehü-Tänzer: Wie es sich als Zuschauer anfühlte, beim Lollapalooza in Hoppegarten dabei zu sein.

Alles so schön bunt hier

Lamas mit Unterbiss, ein Pferd, das dir mit seinem putzigen Huf den Weg zeigt, überdimensionale Stadttauben zum Kuscheln und haarige Hottehü-Tänzer, die zu Trommelbeats abgehen, machen das Lollapalooza auch in diesem Jahr auch zu einem echten optischen Highlight!

Angebot und Nachfrage – ein Exkurs in die freie Marktwirtschaft

„Biete noch ein Wochenendticket zum Early-Bird-Preis!“ – „Hey, ich geb dir 50 Euro dafür!“ Wer kurz vor dem Festival noch ein Ticket loswerden wollte, hat trotz Sold-Out-Meldung noch kräftig Verlust einstecken müssen. Gut für alle, die günstig reinkamen, blöd für Erkrankte und Ticketscammer, die sich kräftig verkalkuliert hatten. Woran das lag? An Schwächen im Line-up jedenfalls nicht.

Hoppe hoppe – wo müssen wir hin?

„Hoppegarten. Tarifbereich C. Nein, das hier ist streng genommen kein innerstädtisches Festival mehr. Dafür ist hier aber auch die Luft besser, es gibt ausreichend Platz und das Lollapalooza hat auf der Pferderennbahn vielleicht endlich eine Location gefunden, in der es heimisch werden kann. Update Montag:

Noch ein Lollapalooza wird es im Hoppegarten aber vorerst nicht geben! Die Veranstalter haben bereits angekündigt, das Event im kommenden Jahr in den Olympiapark zu bringen. Bedenken bei der Abreise muss dann auch niemand mehr haben – das eigene Zuhause ist von Westend ja nur einen kurzen Lamaritt entfernt.

Digital vs. analog

Analog zu feiern – so wie es die Begebenheiten Brandenburgs bei einer Menschenansammlung von 85.000 Zuschauern nun mal so mit sich bringen – hat auch Charme. Die Zahl der Leute, die stumpf ihr Handy in die Luft halten, statt zu Marterias wummernden Beats abzugehen, minimiert sich dank des dörflichen Empfangs auf ein gesundes Maß. Was Oma immer so predigt, stimmt tatsächlich: „Tut doch mal die Handys weg und genießt einfach den Moment.“

Running-Order

Auch wenn George Ezra gerne überziehen möchte, pünktlich um 18 Uhr muss Schluss sein, damit der Zeitplan eingehalten werden kann. Das Publikum hilft beim Schlusssong „Budapest“ aber gern aus und grölt das letzte „Oh, for you I’d leave it all“ zurück. Hinter der Bühne nebenan stretchen sich bereits die Beatsteaks warm. So getaktet wird auch für die Besucher das Bühnenhopping zur kleinen Challenge, wenn man Zeit für Pinkelpausen, Anstehen am Fressstand und Biergeplänkel braucht.

Spektakuläre Shows

Wo wir gerade beim Thema sind: Wäre das Line-up nicht so herausragend, würden sich solche Probleme nämlich nicht stellen. Wo auf anderen Festivals häufig Längen durch Langeweile entstehen, geht’s beim Lolla einfach Schlag auf Schlag. Ab 18 Uhr gibt es mit den Beatsteaks, Marteria, Michael Kiwanuka und Mumford & Sons non-stop was zu gucken.

Was das Wetter so ausmachen kann

Strahlender Sonnenschein sorgt für gute Laune beim Publikum – die Genervtheit über die etwas längere Heimfahrt am Vortag weicht am Sonntag einer zarten Bräune, Eishunger und der Freude darüber, dass die Glitzersteinchen im Gesicht nun endlich voll zur Geltung kommen. Generell ist die Stimmung am zweiten Tag entspannter – das macht sich auch am Abend bei der Abreise bemerkbar.

 

Die Abreise

Samstag: Viele könnten jetzt eine Mate vertragen. Die angespannte ÖPNV-Situation lässt Festivalgänger zu quengelnden Kleinkindern werden, die sich müde auf den Schultern liegen. Für Berlin fast Normalität: Konzerte im Olympiastadion, in der Waldbühne oder in der Wuhlheide sind immer eine Herausforderung, was die Abreise betrifft, weil die Taktung der S- und U-Bahnen für gewöhnlich nicht an den Bedarf angepasst wird. Das Gefühl, in Brandenburg stranden zu müssen und nicht in Westend, löste aber wohl deutlich größere Ängste aus. Glitzerpartikel fliegen in der Luft, während Station für Station wieder kühler Sauerstoff in die Bahnen Richtung Innenstadt strömt. Aber „geil“ waren die Konzerte, da sind sich die müden Lollapaloozer einig.

Sonntag: Von organisatorischen Problemen nach den Foo Fighters und The xx kann keine Rede mehr sein. Auch am S-Bahn-Ausgang geht es flüssig voran, was dafür sorgt, dass auch noch am Bahnsteig gesungen und gefeiert wird.

Gregor Fischer picture alliance / Gregor Fischer/dpa
Gregor Fischer picture alliance / Gregor Fischer/dpa
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