Das Wetter war trüb, doch die Stimmung auf dem Terre-Moto-Festival war dank des tollen Line-Ups bestens

WEEZE, FLUGHAFEN NIEDERRHEIN. Nur ein paar Kilometer trennen die Festivals in Haldern und Weeze – und doch liegen Welten dazwischen. Dem familiären Haldern setzte man beim Bizarre-Nachfolger Terremoto Massenkompatibilität entgegen. Es kamen dann auch so viele, dass hastig ein zusätzlicher Park- und Campingplatz angemietet werden musste, der allerdings meilenweit vom Festivalgelände entfernt lag.

Passend zum trüben Wetter anfangs auch die Bands: Mogwai taten ihr Bestes, trotzdem erreichten die Schotten nie die transzendentale Magie ihrer Clubkonzerte. Ein Highlight dagegen PJ Harvey. Später wurde allerdings weniger ihr perfekter Auftritt diskutiert, als vielmehr der unglaublich kurze Fetzen, der nur mit viel Wohlwollen als Kleid durchging. Outfittechnisch war damit die Gewinnerin des Wochenendes also früh gefunden. Überraschen konnte Gentleman, der erstaunliches Crossoverpotential entwickelte und mit seinen entspannten rastaman vibmtions auch einige Nu-Metal-Fan einfangen konnte. Placebo beschlossen den ersten Tag mit viel Theatralik, toller Lightshow, Hits und „Where Is My Mind?“ von den Pixies. Vorhersehbar, aber gut Am Samstag sprang niemand auf der Bühne höher als The Datsuns, die mit ihrem simplen, aber vor Energie sprühenden Riff-Rock für das unwirkliche Schauspiel eines Moshpits zur Mittagszeit sorgten. Auf der zweiten Bühne bewiesen anschließend Hot Hot Heat, dass sie den Hype wert sind, und Slut, warum sie andernorts bereits als die beste Liveband des Landes bezeichnet wurden: Perfektion und Emotion im gescheiten Einklang. Derweil warteten vor der Hauptbühne nach einem guten Auftritt von Sparta alle auf die Foo Fighters. Die machten in puncto Power alles richtig, wenngleich es alte Fans etwas schmerzte, dass die melodiösere Frühphase komplett ausgeblendet wurde. Parallel dazu gestand Heather Nova vor überschaubarem Publikum auf der kleinen Bühne: „Danke, dass ihr nicht bei den Foo Fighters seid – ich wäre da auch hingegangen!“ Die Arzte spotteten abschließend eifrig über die zeitgleich angetretenen Blumfeld, denn während Distelmeyer und Co. vor rund 1000 Leuten spielten, wollten die restlichen 25 000 die „Beste Band der Welt“ sehen.

So mancher dürfte das heimliche Highlight der drei Tage von Weeze am nächsten Morgen verpasst haben. Die 23 (!) in weiße Roben gewandeten Texaner von The Polyphonic Spree lieferten gut gelaunt eine Sonntagsmesse im Geiste Brian Wilsons ab. Der Rest des letzten Tages war – mit löblichen Ausnahmen wie Calexico – den härteren Klängen vorbehalten. Gekonnt brachial: Turbonegro, albern: Limp Bizkit, zum Einschlafen: Linkin Park. Da war Alkskönner Beck anschließend ein willkommener Lichtblick. Zum Abschluss seiner Welttournee ließ er sich nicht vom Rummelplatztreiben um ihn herum anstecken und zelebrierte eine knappe Stunde eklektische Popmusik, ohne die Massen vor der Bühne zu vergessen: Alte Hits gab’s auch zu hören. Die Fantastischen 4 beendeten dann mit ihrer Unplugged-Show ein Festival, dessen Programm das miese Wetter fast vergessen ließ.

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