„The Blair Witch Project“: „Found Footage“-Horror lässt erstmals die Kassen klingeln

Dokumentation? Fiktion? Die Machart von "The Blair Witch Project" veränderte 1999 das Horrorkino.

Am Anfang standen geschätzte 60.000 Dollar Produktionskosten, Handkameras und Laiendarsteller. Am Ende Einnahmen von 248 Millionen – einer der größten Gewinne in der Geschichte des Kinos.

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Seinen Siegeszug begann „The Blair Witch Project“ am 25. Januar 1999 mit der Premiere beim „Sundance Festival“. Der Film gab vor, eine Dokumentation zu sein, die auf einem so genannten „Found Footage“-Video basiert. Behauptet wurde, dass das Drehmaterial echt sei und von drei Studenten stamme, die in einem Wald der Spur einer Hexe, der „Blair Witch“, nachgingen. Die drei seien dann verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Dafür wurde die Kamera mit verwackelten Aufnahmen gefunden. Sie zeigen die Entwicklung vom Spaßausflug zum tödlichen Trip.

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Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass manche Zuschauer den Regisseuren des Films, Eduardo Sánchez und Daniel Myrick, auf den Leim gingen? „The Blair Witch Project“ folgte einer Marketingstrategie, die auf neuen Medien beruhte. Heute ist Film-Werbung über das Internet die beste aller Methoden; damals, 1999 war es ein Clou. Die Macher eröffneten eine „Blair Witch“-Website mit Berichten über die verschwundenen Teenager sowie Interviews mit „Bekannten“ der drei. Die Masche mit gefälschten Berichten funktioniert bis heute – wenn auch nur noch aus dem Grund, dass einen die Fantasie der Flunkerer beeindruckt.

Noch immer der populärste Found Footage

Für Filme wie „Cloverfield“ (2008) wurden beim damals noch angesagten MySpace Fake-Profile für die Protagonisten angelegt, die echt sein sollten. Serien wie „True Blood“ präsentierten sich gleich mit mehreren Minisites, die in die Handlung eingestreut wurden, und auf denen man Geld im Kampf gegen Vampire spenden könnte.

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„The Blair Witch Project“ wirkt bis heute nach. Es ist der immer noch populärste Film im „Found Footage“-Genre, und neben dem 2007 veröffentlichten Kamera-im-Schlafzimmer-Streifen „Paranomal Activity“ auch der gruseligste.

Nichts geht über Laienschauspieler, die vor wirklicher Angst weinen. Und wer bei einem Ausflug seine Zeltnachbarn erschrecken möchte, muss seitdem lediglich in der Nacht ein Bündel Stöckchen vor deren Reißverschluss ablegen, die Überraschung folgt am Morgen. Der eigentlich Horror des Films jedoch ist kein Spiel mit dem Format, sondern ein Twist in der Handlung: Das Übernatürliche, die Hexe, wird am Ende keine Rolle mehr spielen, sondern eine reale Gefahr, die die drei Studenten zu Beginn des Films als Räuberpistole abgetan hatten.

Seinen Ursprung hatte das „Found Footage“-Prinzip im 1980 veröffentlichten Menschenfresser-Film „Cannibal Holocaust“. Schon damals – und das gilt heute noch – ließ sich jedoch eine Sache nur ganz schwer gegenüber dem Zuschauer rechtfertigen: Warum hält der Kameramann der „Dokumentation“ selbst dann noch drauf, wenn vor seiner Linse die schlimmsten Sachen passieren? Muss der da nicht eingreifen … oder wenigstens wegrennen?

Zwar werden heute immer noch vermeintlich rechtfertigende Dialoge à la „Wie kannst Du nur im Angesicht von … das filmen!“- „Aber das ist wichtig festzuhalten für die Nachwelt!“ eingestreut. Aber so ganz wird das Dilemma der Point-Of-View-Kamera dadurch nicht gelöst. Schuld daran ist der für die Film-Protagonisten unsichtbare Zuschauer. Der dem unglückseligen Kameramann im Nacken sitzt und unterhalten werden will.

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