Der gefühlige Grobian

Abstruser Schweden-Krimi vom Reißbrett: Rolf Lassgard in "Sebastian Bergman - Spuren des Todes"

Verstehe jemand diesen Rolf Lassgard! Als erste, langhaarigste, kaputteste und Idealbesetzung für Kommissar Kurt Wallander hatte er resigniert – Theaterschauspieler, keine Schubladen und so -,  um bald in der ersten Stieg-Larsson-Verfilmung eine kleine Rolle zu spielen und mit der ähnlich griesgrämigen Hannelore Hoger in „Bella Block“ eine verzweifelte Liebschaft zu beginnen, schwerzüngig Deutsch radebrechend.

Leider zeigt uns das ZDF nicht Lassgards Auftritte in Strindberg-Stücken, doch es hat in einer schwedisch-deutschen Koproduktion wieder ein Vehikel für den grobschlächtigen Hünen gefunden: In „Sebastian Bergman“ („Wie der Regisseur?“) gibt er Sebastian Bergman, der – wie weiland Wallander – ein gebrochener Alkoholiker ist: Frau und Kind kamen bei einem Tsunami ums Leben; Bergman kann nicht vergessen, dass er die kleine Hand seiner Tochter loslassen musste. Der früher renommierte Psychologe und Profiler liest noch aus seinen Büchern, doch seine konfusen Auftritte sind Lachnummern. Nach dem Tod seiner Mutter kehrt Bergman nach Västeras zurück, um die Hinterlassenschaft zu ordnen – und findet Briefe einer Freundin, die seine Eltern ihm vorenthielten, nachdem er von einem Aufenthalt in den USA heimgekehrt war. Der Gelehrte sitzt nun in seiner zwielichtigen Schwermutshöhle, findet kein sauberes Glas und bettelt Kommissar Torkel, mit dem er früher befreundet war, um einen Job an, nachdem er ihn zunächst derb beleidigt hat.

Der Mord an einem Internatsschüler, der auf einem Fußballplatz hinterrücks erschossen wurde, erweist sich dann leider als Wust an Unwahrscheinlichkeiten. Der höchst verdächtige Schuldirektor ist schon beinahe verhaftet, als der Mann einer Lehrerin, die mit dem getöteten Schüler ein Liebesverhältnis unterhielt, in den Blick gerät. Aber auch der war es nicht, sondern ihr eifersüchtiger Sohn, der schon einmal eine Affäre der Mutter beobachtet hatte. Sebastian legt sich gleich mit dem gesamten Kommissariat an; das Internat hatte ausgerechnet sein von ihm gefürchteter Vater gegründet, weshalb er mit besonderem Groll gegen den blasierten Direktor vorgeht, der Schäferstündchen im örtlichen Hotel auf dem Kerbholz hat und auch ein Jagdgewehr besitzt. Mal schüttet Sebastian langatmig sein Herz aus, damit der Hintergrund der Figur erklärt werden kann, dann hat er rätselhafte Gewaltausbrüche. Ein Ruf als Frauenheld eilt ihm voraus; die junge Kollegin verdächtigt ihn sogleich, mit allen Damen im Umfeld geschlafen zu haben.

Im zweiten Teil, „Der verlorene Vater“, kommt es dann noch toller. Das ZDF zeigt den Film am nächsten Sonntag um 22 Uhr. Und an zwei weiteren Folgen wird bereits gearbeitet.

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