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Die 50 besten Songs von U2 – Teil 1
Plätze 50 bis 26. Mit "Vertigo", "Even Better Than The Real Thing", "Gloria" und "The Miracle (Of Joey Ramone)". Texte von Markus Brandstetter (MBr), Maik Brüggemeyer (MB), Birgit Fuß (BF), Sassan Niasseri (SN) und Arne Willander (AW)
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50. „I’ll Go Crazy (If I Don’t Go Crazy Tonight)“.
Man soll ja den Sänger nicht mit dem Song verwechseln, aber hier kann man doch Parallelen sehen: Wer dauernd relevante Alben abliefern und dazwischen auch noch die Welt retten muss, der braucht auch mal Zerstreuung. Ablenkung zumindest für einen Abend, Durchdrehen zum Luftholen. Und dann bringt Bono noch eine wichtige Selbsterkenntnis unter: „The right to appear ridiculous is something I hold dear!“ (aus ‚No Line On The Horizon‘, 2009). BF
49. „Boy Falls From The Sky“.
Das perfekte Musical-Lied. In vier Minuten wird erzählt, wie der schwache Peter Parker zum Superhelden mutiert, gesungen von Reeve Carney. Ein anschwellendes Orchester, Edges „Hold Me, Thrill Me..“-Signatur-Riff, Dramatik, die das Ende der Welt beschwört. Große, melodramatische Gefühle in eine so kurze Spieldauer zu verpacken – das ist nicht nur funktional an das entsprechende Event-Publikum gerichtet, sondern auch eine große Kunst. (aus „Spiderman: Turn Off The Dark‘, 2011). SN
48. „God Part II“.
Die U2-eigene Fortsetzung von John Lennons „God“. Die Versfolgen sind ähnlich, der heilige Zorn und die Zwiespältigkeit auch. Sie rechnen ab mit dem Teufel und der eigenen Selbstgerechtigkeit, mit Kokain und der Glorifizierung der Vergangenheit – und mit Lennons Biografen Albert Goldman. Racheengel Bono singt: „Instant Karma’s gonna get him/ If I don’t get him first.“ Die Moral von der Geschichte? Natürlich: „I believe in love.“ (aus „Rattle and Hum“, 1988). BF
47. „Babyface“.
„Coming home late at night / To turn you on / Checking out every frame / I’ve got slow motion on my side“. Das von einem Glockenspiel balancierte, wirklich wie in Zeitlupe vorgetragene Lied für das Supermodel Christy Turlington ist ihr vielleicht schönster Love Song, geradezu ungewohnt sexy – und der am meisten unterschätzte, es wurde nur wenige Male live dargeboten. (aus „Zooropa“, 1993). SN
46. „Vertigo“.
Un, dos, tres, catorce: Wer Atombomben zerlegen will, der darf auch schon einmal einen Song mit „eins, zwei, drei, vierzehn“ einzählen. Und nachdem es bei U2 immer um die Megalomanie ging, ist es auch nur folgerichtig, dass der Ort, in den sie uns mitnehmen wollen, dann auch „Vertigo“, also Schwindelgefühl, heißt. (aus „How To Dismantle An Atomic Bomb“, 2004). MBr
45. „Even Better Than The Real Thing“.
Die Initialzündung stammt von The Edge, den sein eigenes Riff an die Stones erinnerte. Und Bono gibt zwar nicht gerade den Jagger-Gockel, klingt für seine Verhältnisse aber recht verführerisch – obwohl es dann ja doch wieder um Sozialkritik geht. „Even Better Than The Real Thing“ ist Bonos Statement gegen falschen Schein und vorschnelle Bedürfnisbefriedigung auf Kosten anderer Menschen. (aus „Achtung Baby“, 1991). BF
44. „No Line On The Horizon“.
„Infinity is a great place to start“: Zukunftshymnen wollte man mit „NLOTH“ schaffen und riss den Horizont mit einem sphärischen Gewitter auf. „Time is irrelevant, it’s not linear“, sagt die Geliebte dem Protagonisten – und steckt ihm die Zunge ins Ohr. Nicht jeder Song auf dem Album schaffte es, diese Versprechungen einzulösen, aber der Titeltrack ist – gemeinsam mit einer Hand voll anderen Stücken auf dem Album – ein Musterbeispiel für Soundsuche und Klangarchitektur der Band. (aus „No Line On The Horizon“, 2009). MBr
43. „Please“.
Das Arrangement aus Disco-Bass und Stop-and-Go-Schlagzeug sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bono hier das Ende der blutigen Unruhen in Nordirland fordert. Ein Protestlied, in das man sich hineinhören muss. The Edge spielt, in der Single-Version, ein herzzereissendes Solo, live mischt Larry den „Sunday Bloody Sunday“-Beat dazu. 1997 waren U2 Pop, aber nicht oberflächlich. (aus „Pop“, 1997). SN
42. „40“.
„How long … how long … to sing this song?“, fragt Bono, und die Antwort ist: sehr lange. Bis heute singen U2 dieses Lied, das natürlich auf den Psalm mit derselben Nummer zurückgeht. Angeblich hat es auch nur 40 Minuten gedauert, bis „40“ im Kasten war – die Studiozeit zum Album „War“ war eigentlich schon abgelaufen und Adam Clayton bereits nach Hause gegangen, als die restlichen drei doch noch dieses eine Lied aufnahmen. Sie konnten sich schon damals schlecht von ihrer Arbeit trennen. (aus „War“, 1983). BF
41. „Original Of The Species“.
Bono widmete es seinem Patenkind: der Tochter von The Edge. Für die hat er nicht nur jede Menge guter Ratschlage, wie sie Dylan in „Forever Young“ nicht besser hätte geben können, sondern auch pädagogische Tricks parat: „I give you everything that you want / Except the things that you want“. (aus „How To Dismantle An Atomic Bomb“, 2004) MBr
40. „Tryin‘ To Throw Your Arms Around The World“.
Sechs Uhr morgens, Sprachstörung, „sunrise like a nosebleed“: Nicht gerade das typische U2-Sujet, so ein Morgen nach durchzechter Nacht. Vielleicht gerade deshalb ein besonders charmanter Song, dessen Melodie ähnlich mitreißend herumschwankt wie der beschriebene Protagonist. Die inzwischen fast sprichwörtliche Zeile „a woman needs a man like a fish needs a bicycle“ hat sich Bono bei der australischen Autorin Irina Dunn geborgt. (aus „Achtung Baby“, 1991). BF
39. „Love Is Blindness“.
In a parked car/ In a crowded street / You see your love/ Made complete / Thread is ripping / The knot is slipping“ – Das pessimistischste Lied, das je über Selbstmordattentäter und Terrorismus geschrieben wurde. Und Bono, dem so oft Populismus vorgeworfen wird, nennt dazu noch nicht mal Namen. (aus „Achtung Baby“, 1991). SN
38. „The Miracle (Of Joey Ramone)“.
Zurück aus der Zukunft: Mit „Songs Of Innocence“ vertonten U2 ihren eigenen, autobiographischen „Coming of Age“-Roman. Die erste Singleauskopplung, powered by Apple, erzählt von der juvenilen Punkrock-Erweckung durch The Ramones. „We were pilgrims on our way“, singt Bono – und die Pilgerreise zahlte sich aus. U2 stießen bei Joey später auf Gegenliebe. Nachzulesen: auf Platz 30 dieser Liste (aus „Songs Of Innocence“, 2014). MBr
37. „Do You Feel Loved“.
Laut Bono gibt es auf „Pop“ zwei Sorten Songs: solche der Party- und die der Hangover-Phase. Dieses Stück, sträflicherweise nie als Single veröffentlicht, erzählt von einer düsteren Party, die zu einer Art Exorzismus führt: „Love is coming, pushing and shoving / In the belly of a woman / Heavy rhythm taking over.“ Bonos defensive Haltung zeigt sich auch darin, dass der Songtitel kein Fragezeichen trägt. (aus „Pop“, 1997). SN
36. „MLK“.
Der Abschluss-Song von „The Unforgettable Fire“ ist ein Schlaflied, dem großen Martin Luther King gewidmet. Die sanfte Melodie hat eine fast hypnotisierende Wirkung, dazu singt Bono von Träumen und Donnerwolken, die vorüberziehen sollen. Es gehe um „Verständnis, nicht Rache“, gab er später zu Protokoll – und leistet in diesem Lied mal keinen Widerstand: „So let it rain…“ Letzte weise Worte, eine Art „Let It Be“. (aus „The Unforgettable Fire“, 1984). BF
35. „Numb“.
Bekannt wurde dieser Song vor allem durch das Video, in dem The Edge, der nach „Van Diemen’s Land“ von „Rattle And Hum“ ein zweites Mal den Leadgesang in einem U2-Song übernehmen durfte, allerhand Scheußlichkeiten angetan werden. Dazu sprechsingt er stoisch eine Art „Subterranean Homesick Blues“ auf Valium. „Numb“ entstand aus einem Outtake der „Achtung Baby“-Sessions, das Brian Eno und The Edge radikal bearbeiteten. (aus „Zooropa“, 1993). MB
34. „Magnificent“.
Nachdem man mit „Get On Your Boots“ eine erste Single für „NLOTH“ ausgewählt hatte, die den Rest des Albums nur bedingt wiederspiegelt, war „Magnificient“ eine weitaus repräsentativere Wahl für die Vision, die U2 auf diesem Album verfolgten. Gemeinsam mit dem Titeltrack sowie „Moment Of Surrender“ ist „Magnificient“ der frühe Höhepunkt: klanglich passiert auch hier auf allen Ebenen so immens viel, dass man den gesamten Umfang auch bei mehrmaligem Hören noch nicht ganz erfasst. (aus „No Line On The Horizon“, 2009). MBr
33. „Hawkmoon 269“.
U2 goes America, mit Bob Dylan an der Orgel und einem Gospelchor am Ende. Als die Band auf ihrer „Conspiracy Of Hope“ für Amnesty International mit dem Tourbus durch Rapid City, North Dakota, fuhren, sah Bono ein Schild, auf dem „Hawkmoon“ stand. Das war die Inspiration für einen Song, der U2 im Studio drei Wochen kostete, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden waren – angeblich haben sie ihn 269 Mal abgemischt. (aus „Rattle and Hum“, 1988). MB
32. „Desire“.
Ein weiterer klassischer U2-Song: gewaltige Melodie, hibbelige Gitarren, viel Leidenschaft. Nur ein richtig guter Text wollte Bono nicht einfallen. Das Bild von der brennenden roten Gitarre nahmen sie später auf „Rattle & Hum“ noch einmal auf, bei ihrer Version von Dylans „All Along The Watchtower“ – dann mit einem Zusatz, der Menschen, die U2 damals für selbstgerechte Frömmler hielten, nicht gerade beruhigte: „All I’ve got is a red guitar/ Three chords and the truth.“ (aus „Rattle and Hum“, 1988). BF
31. „Sometimes You Can’t Make It On Your Own“.
Seine verstorbene Mutter hat Bono bis heute in mindestens drei Liedern besungen; dieses dreht sich um den „old irish man“, seinen toten Vater. „Can you hear me when I sing? / You’re the reason I sing“. Vielleicht die bisher traurigste Textzeile in einem U2-Song. Der Titel lautete ursprünglich „Tough“ – gut, dass die Band hier dann doch auf Ironie verzichtete. (aus „How To Dismantle An Atomic Bomb“, 2004). SN
30. „In A Little While“.
Immer wieder kommt bei U2, gewollt oder nicht, der Gospel ins Spiel. Hier geht es eigentlich um einem Alkohol-Kater, dem Verlorensein, der Reue und dem Nachhause wollen. An seinem Sterbebett sah Joey Ramone in all dem etwas ganz anderes. Es sollte das letzte Lied sein, das er vor seinem Tod hörte – und es damit für immer in einen anderen Kontext stellte. (aus „All That You Can’t Leave Behin“, 2000) MBr
29. „If You Wear That Velvet Dress“.
Wie unter starken Beruhigungsmitteln singt Bono in diesem sanften, langsamen Disco-Schubser vom Morgen danach, wenn so kleine Dinge, wie hübsche Kleider, schon die Welt bedeuten. Passt wunderbar zum erschöpften letzten Drittel von „Pop“, und The Edge spielt seine bisher beste Melodie dazu. In den Hintergrund gemischt! (aus „Pop“, 1997). SN
U2 – „The Joshua Tree“: Das Album-Cover entstand im kalifornischen Death Valley – die Songs handeln unter anderem vom Bürgerkrieg in El Salvador und Ronald Reagans grausamer Politik.
27. „Love Rescue Me“.
Den Text schrieb Bono 1987 in Los Angeles zusammen mit Bob Dylan, der Song hieß zunächst „Prisoner Of Love“. Dylan sang auf der ersten Version auch, wollte dann aber doch nicht, dass sie veröffentlicht wird – angeblich wegen vertraglicher Verpflichtungen bei den Traveling Wilburys. Bono übernahm. Dem opulenten Lied über Liebe, Vergebung und Erlösung hat’s nicht geschadet. (aus „Rattle and Hum“, 1988). BF
26. „Gloria“.
Hier nahm sich Bono zwei Inspirationsquellen vor: einerseits den gleichnamigen Song von Van Morrison und andererseits – Überraschung! – die heilige Schrift. „Gloria in te Domine / Gloria exultate“ singt er im Refrain bibelfest. Ein religiöses Lied über Sex oder ein sexuelles Lied über Religion? Jedenfalls wollten viele im Vereinten Königreich die Single nicht so wirklich kaufen: nur für Platz 55 der UK-Charts reichte der Opening Track von „October“. (aus „October“, 1981).MBr
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