Die Ärzte: Was bedeuten die düsteren Lyrics zum neuen Song „Abschied“?

Wochen lang haben die Ärzte ihre Fans mit einem ominösen Buchstabenspiel raten lassen. Nun ist die Lösung da - und ein neuer Song. Der gibt allerdings noch mehr Rätsel auf.

Die Ärzte haben ein neues Lied herausgebracht! Es heißt überraschenderweise nicht „Abstrakt“, wie das Bilderrätsel auf ihrer Website Bademeister.com noch vor kurzem hätte annehmen lassen, sondern doch: „Abschied“.

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Als die Band vor mehr als einem Monat den seltsamen Countdown mit Buchstabenvorlage starteten und der erste Buchstabe gleich ein „A“ war, munkelten Fans besorgt, ob die Berliner Musiker damit ihren Abschied zelebrieren würden. Als dann ein Buchstabe nach dem nächsten enthüllt wurde, geriet die Vorstellung, dass es die Ärzte bald nicht mehr geben könnte, ein Glück immer mehr ins Abseits.

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Dennoch bleibt nun doch ein „Abschied“. Ein Song, der gleichsam für Vegetarier und Veganer angeboten wird. Fleischesser müssen draußenbleiben? Darum alleine geht es den Ärzten nicht, denn Spott scheint hier erst einmal nicht gefragt zu sein. Vielmehr ist das neue Stück, das möglicherweise der Vorbote eines neuen Albums ist, eine drastische Warnung, die mit evolutionsbiologischen Gewissheiten spielt und von schwermütiger Untergangsstimmung kündet. Ein Satz wie „Los komm, wir sterben endlich aus“ hätte man ja eher von Tocotronic erwartet.

Bela B. (l) und Farin Urlaub von den Ärzten

Rufen die Ärzte zur Selbstauslöschung auf?

„Alles ist besser als ein weiterer Tag, an dem wir den Planeten ruinieren“, singt Farin Urlaub und befragt den Computer. Der antwortet nihilistisch, dass Selbstzerstörung des Menschen wenigstens die Tierwelt retten kann. Vielleicht, so urteilt der Sänger scharfzüngig, kommen dann die Dinosaurier zurück.

Was genau ist „Abschied“ denn nun? Ein Beitrag zur Unterstützung von Greta Thunberg und den Freitagsdemos („Fridays For Future“)? Eine depressive Selbstanklage und eine Aufforderung an den Menschen, sich möglichst schnell selbst aus dem Weg zu räumen, um Schlimmeres zu verhindern? Oder gar eine rabenschwarze Satire auf die zahlreichen Weltuntergangselogen, die überall zu lesen sind und eher verhindern, dass etwas getan wird? Hoffentlich verschreiben die Ärzte bald die richtige Medizin gegen den Wahnsinn!

Die Ärzte: Lyrics zu „Abschied“

„Ich weiß nicht mehr, ob’s Kabul war –
oder vielleicht in Kandahar
ein weiser Mann, er sprach zu mir
und was er sprach, verrat ich dir …

Manchmal ist es einfach Zeit, zu gehen
doch wenn der Tag gekommen ist, sagt niemand dir bescheid
ich weiß, es fällt dir schwer, das einzusehen
und traurig fragst du mich: ist es denn wirklich schon so weit?

– ich sage dir: wir haben hell geleuchtet
und vieles, was wir taten, hat Bestand
man wird sich lange noch an uns erinnern,
du musst jetzt stark sein, hier – nimm meine Hand:

Los komm, wir sterben endlich aus
denn das ist besser für die Welt
der letzte Drink, der geht aufs Haus
unsere Stunden sind gezählt

alles ist besser, als ein weiterer Tag
an dem wir den Planeten ruinieren
los komm, wir sterben endlich aus –
was Besseres kann der Erde nicht passieren

Wir fragten den Computer nach der Lösung
für unser ökologisches Problem
K.I. empfahl uns schleunigste Verwesung
damit wenigstens die Tiere überleben

die Elefanten werden uns danken
und bald wächst über unsere Städte Gras
und all das schöne Geld in all den Banken
das nehmen sich die Ratten dann zum Fraß

Los komm, wir sterben endlich aus
denn das ist besser für die Welt
der letzte Pogo ist getanzt
der letzte Baum ist bald gefällt

das Anthropozän muss zu Ende gehen,
ich bin mir sicher: Darwin wäre entzückt
los komm, wir sterben endlich aus –
vielleicht kommen die Dinosaurier dann zurück…“

Möglicherweise gibt es auf Europatournee und bei den beiden bisher angekündigten Festival-Auftritten bei Rock am Ring und Rock im Park weitere Hinweise, was die Ärzte mit ihrem geheimnisvollen „Abschied“ meinen.

Kirsten Neumann picture alliance / dpa
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