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Die aktuellen Platten der April-Ausgabe des Rolling Stone
Ein Überblick über die Reviews der aktuellen Rolling Stone-Ausgabe. Mit dabei sind u.a. The Strokes, Billy Bragg und David Bowie.
Depeche Mode - Delta Machine. Atmosphärisch nennen Fans Lieder wie Heaven dann euphemistisch, weil man sich die Wahrheit nicht eingestehen will: Martin Gore schreibt keinen zwingenden Chorus mehr...
Depeche Mode – Delta Machine. Atmosphärisch nennen Fans Lieder wie Heaven dann euphemistisch, weil man sich die Wahrheit nicht eingestehen will: Martin Gore schreibt keinen zwingenden Chorus mehr…
Kicks: Peter Parkers Rock n Roll Club – Straight To Vinyl . Direkter, unverblümter, wahrer kann eine Platte nicht klingen.
Kicks: Beach Fossils – Clash The Truth. Wer weiß, vielleicht hat ja ein Realitäts-Check dazu geführt, dass sich die Band aus ihrer Shoegazing-Introvertiertheit löste und gegenwärtiger klingt als zuvor.
Kicks: Veronica Falls – Six Covers Vol. 2. Es bereitet kein
geringes Vergnügen, den Londonern beim uneitlen Drauflosspielen zuzuhören.
Kicks: Richard Hawley – Dont Stare At The Sun . Auf dem vierten und letzten Teil der 10-Inch-Serie seines Singles-Clubs gibt sich der nunmehr Arrivierte, ja Brit-Award-Nominierte meditativ, versteigt sich aber auch schon mal in kosmische Dimensionen.
Kicks: The See See – The Rain & The Snow. Neben den Barracudas nehmen sich The See See wie Küken aus, auch ist ihr Sehnsuchtsjahrgang nicht 1965, sondern eher 1967…
Kicks: Angel Olsen – Sleepwalker. Every time I close my eyes,
berichtet die Geplagte, something small within me dies. Dazu schlägt unverwandt eine elektrische Gitarre und Angel kippt in die Kopfstimme, genauso wie wir das von Chris Isaak kennen.
Kurt Vile – Waking On A Pretty Daze. Aber kaum sind sie da draußen, die Gefühle, kehren sie auch schon wieder zurück zu ihm, hinter das Fenster.
Benoit Pioulard -Hymnal. Während My Bloody Valentine mit mbv letztlich nur das abliefern, was alle von ihnen erwartet haben, schenkt uns Benoît Pioulard einen Blick in die offenbar noch immer unendlichen Möglichkeiten einer Musik, die man Shoegaze nennen kann, aber nicht muss.
Billy Bragg – Tooth & Nail. Tooth & Nail wird nun auch von Bragg selbst als eine Art Fortsetzung seiner Mermaid Avenue-Alben mit Wilco annonciert.
Black Rebel Motorcycle Club – Specter At The Feast. Die Finger macht man sich dabei allerdings nicht mehr schmutzig, so sauber und schlackenfrei ist die Produktion.
Cold War Kids – Dear Miss Lonelyhearts. Das allzu Angestrengte wird erst erträglich, wenn die Band mal einen Gang runterschaltet und Willett nicht jede instrumentale Lücke ausfüllt.
Crime & The City Solution – American Twilight. Neu sind die hymnisch-gotteslobenden Chöre, die das nunmehr achtköpfige Ensemble singt.
David Bowie -The Next Day. Ein grau schattierter Setzkasten, der zum Ende in dräuender Endzeitstimmung schwelgt.
Edwyn Collins – Understated. Und das Schönste an Understated ist, dass Collins vertrautes Timbre ebenso zurückgekehrt ist wie sein Talent für die ergreifende Melodie…
The Flaming Lips – The Terror. Wenn selbst die Flaming Lips den Glauben an Friede, Freude, Eierkuchen verlieren, ist es an der Zeit, sich mit einer Welt ohne Liebe abzufinden.
Ethan Johns – If Not Now Then When?. Mit 43 will der Songschreiber und Multiinstrumentalist jetzt auch mal vom Schattendasein ins helle Licht treten und seine Talente nicht nur als Helfer zeigen.
Frida Hyvönen – To The Soul. Aber immer, wenn man denkt, jetzt kommt endlich der ganz große Phil-Collins-In-The-Air-Tonight-Break, passiert nichts.
Harper Simon – Division Street. Simon ist zwar der Sohn eines berühmten Vaters, doch die musikalische Sozialisation geschah im New York der Neunziger.
How To Destroy Angels
– Welcome Oblivion. Braucht Reznor also wirklich ein Elektro-Pop-Projekt mit einer scharfen Frau an seiner Seite?
Iron & Wine – Ghost On Ghost. Interessant, dass Sam Beam alias Iron & Wine einmal als naher Verwandter des düster abgründigen Folks Will Oldhams galt.
James Blake – Overgrown. Vielleicht wird hier gerade ein Weg gefunden, die zugleich säkulare und spirituelle Tönung der afroamerikanischen Tradition in vollsynthetische Popmusik zu übertragen.
Johnossi – Transitions. Gemach, gemach, die Herren – wenn ihr mehr schöne, vom Piano
dominierte Balladen wie For A Little While aus der Fellmütze zaubert, könnt ihr hierzulande doch noch so erfolgreich werden wie Mando
Diao.
Josh Rouse – The Happiness Waltz. In einem Plattenladen meines Vertrauens gibt es das Fach Sunshine Pop, und da gehört Josh Rouse hin.
Kitty Solaris – We Stop The Dance. Wo kommen nur all die empfindlichen Popsongs her, die fein gewebten Melodien, die sanft gepinselten Klangbilder?
The Knife – Shaking The Habitual. Doch ist es gar nicht die technische Kunstfertigkeit, die Shaking The Habitual so aufregend macht. Es ist vielmehr die erstaunliche Kraft zur musikalischen Mythisierung.
Low – The Invisible Way. Das Klavier und die Stimme von Mimi Parker, die gleich bei fünf Stücken den Leadgesang übernimmt, geben den Liedern eine erhebend kirchenliedhafte Aura…
Matisyahu – Spark Seeker. Matisyahu hat die Musik von seinem Glauben abgekoppelt, quasi die Religion ins Private verlegt, sich mehr weltlichen Themen geöffnet.
My Bloody Valentine – mbv. Wo My Bloody Valentine zuvor im Lärm die Trance suchten und das gleichmäßig Meditative, sind ihre Gitarrensounds nun mit unendlich vielen, unendlich kleinen, oft schmerzhaften Momenten der Klarheit durchsetzt.
Ocean Colour Scene – Painting. …klar, dass sie weder die Gallaghers noch Weller, sondern eigentlich am liebsten 10cc wären.
OMD – English Electric. …solange sie nicht ihre alten Hits in neuen
Arrangements aufnehmen, bleibt trotz kleiner Einschränkungen alles gut.
The Sheepdogs – The Sheepdogs. …das Beste der Sechziger, Siebziger, aber ganz bestimmt nicht von heute.
Son Volt – Honky Tonk. 20 Jahre nach dem Ende von Uncle Tupelo ist Jay Farrar mit seiner Band bei Country ganz ohne Alt(ernative)-Zusatz. angekommen.
Steve Earle & The Dukes (And Duchesses) – The Low Highway. Als road record annonciert, kann The Low Highway das Niveau des szenisch starken Titelstücks zum Einstieg leider nicht halten.
The Strokes – Comedown Machine. Die sprichwörtlich ehrliche, handgemachte Mucke in ranzigen Lederjacken ist nur in der Designer-Version ihr Ding.
Suede – Bloodsports. Hier tönt es schrill, fast kreischend, hier singt Anderson gegen Gitarren- und Orchesterwogen an, die über mittelprächtige Songs hinwegschwappen…
Tim Neuhaus & The Cabinet – Now. Es schwingt etwas Freundliches durch diese Musik, die gleichzeitig tiefschürfend, verschwiegen und anmutig ist.
Fanfara Tirana meets Transglobal Underground – Kabatronics. Dieses albanisch-britische Gipfeltreffen gießt tatsächlich noch mal neuen Wein in die alten Schläuche des Balkan-Hypes.
Wire – Change Becomes Us. Wenn man Wire ist, braucht man sich wohl einfach nur selbst als Referenz zu Rate zu ziehen.
Kicks: The Barracudas – God Bless The 45. … die Gitarren stehen noch im Saft und an der Lauterkeit des frommen Bittgesuchs ist nicht zu zweifeln.
Whitehorse – The Fate Of This World Depends On This Kiss. …von sumpfigem Blues-Rock über verspielten New Wave bis zu folkigen Klavierballaden.
Mark Selby – Blue Highway. Der Amerikaner Selby ist so furchtlos, dass er auch mit dem offenkundigsten Blues-Rock-Gemenge den Eindruck erweckt, er hätte das Genre eben im Handschuhfach eines auf dem Parkplatz abgestellten Pick-ups gefunden.
77 Bombay Street – Oko Town. 77 Bombay Street melden sich mit einem gut austarierten Folk-Rock-Album zurück, an dem wieder alles stimmt.
Cut Hands – Black Mamba. In seinem neuen Projekt Cut Hands widmet Bennett sich nun den nicht vergehenden Schmerzen der Kolonialismusgeschichte.
Replay: Lee Hazlewood – Trouble Is A Lonesome Town. Als wäre man selbst ein Durchreisender in Trouble und lauschte Lee Hazlewood in einer verrauchten Bar…
Franka De Mille – Bridge The Roads. Die Londonerin singt mit der Emphase einer Tracy Chapman, Streicher künden von aufwallenden Emotionen.
Abby – Friends & Enemies. Abby spielen unkonventionelle Indie-Pop-Lieder über entspannte Dance-Grooves.
Tom Morgan – Orange Syringe. Schwankender Indie-Gitarren-Pop vom ehemaligen Smudge-Sänger und Lemonheads-Mitstreiter.
Ashley Hicklin – Kissing The Queen. Hicklin schreibt seufzende Lieder fürs Radio und hat ein freundliches Schwärmen in der Stimme…
Lubomyr Melnyk – Corollaries. …eine Art unscharfe Variante der Minimal Music, bei der sich langsam und fast unmerklich die Variation in die repetitiven Muster einschleicht und den Track langsam dreht.
Bjørn Berge – Mad Fingers Ball. Berge spielt eine virtuose Folk-Blues-Gitarre und singt dazu mit dunkler Stimme.
The Cave Singers – Naomi. Das vierte Album des Quartetts aus Seattle besticht durch den Verzicht auf produktionstechnische Schnörkel.
Replay: Dave Edmunds –
Subtle As A Flying Mallet. Nostalgische Cover-Versionen
von Sixties-Klassikern.
Dear Reader – Rivonia. Ein weiteres Mal betört die in Berlin lebende Südafrikanerin Cherilyn MacNeil alias Dear Reader mit herbstlichen Klavieretüden.
Prurient – Through The Window. …die dunkel-erotischsten Techno-Tracks, die man sich vorstellen kann.
Replay: Frank Sinatra – No One Cares. Wie sich da die Töne aus der Stille schälen und nuancenreich entfalten, macht die Musik ganz neu erfahrbar.
Fredrika Stahl – Off To Dance. Die Musik der Schwedin Fredrika Stahl wirkt so weich und zerbrechlich wie ein verwundeter Vogel.
Frontier Ruckus – Eternity Dimming. Das Banjo puckert vor dem weiß rauschenden Fernseher, auf dem Tisch liegen Pizzareste, die Wohnung ist billig, die Nachbarschaft armselig.
Elliott Murphy – It Takes A Worried Man. Knorriger Folkrock, erfahrungsgesättigte Weisen in kleiner Besetzung, Sentimentales am Piano.
Replay: Jimi Hendrix – People, Hell & Angels. Skizzen und erste angedachte Entwürfe von Songs, die am Ende ganz andere musikalische Gestalt annehmen sollten.
Justin Hayward Spirits – Of The Western Sky. Neben den hier typischen Softrock-meets-Classic-Liedern stehen einige Bluegrass-Country-Aufnahmen sowie zwei Dance-Remixe (!)…
The Leisure Society – Alone Aboard The Ark. Die britische Pop-Combo lässt beim sacht gestrichenen Rumba-Rhythmus von A Softer Voice Takes Longer Hearing Calexico vor Neid erblassen…
Replay: Little Feat – Sailin’ Shoes. Eine umwerfende Platte, in dieser Edition auch klanglich ein großes Vergnügen…
Replay: Lydia Lunch & Rowland S. Howard – Shotgun Wedding. …wie aus den Drogensümpfen der Hölle gekrochen.
Replay: Marcos Valle – Marcos Valle. …ein Meisterwerk, das klingt, als hätten Mozart und Morricone gemeinsam den Soundtrack für Tod in Venedig als Pornofilm geschrieben.
Replay: Marianne Faithfull – Broken English. Diese Stimme war durch Drogen schlimmer zerstört als die der späten Billie Holiday und damals auch schon mehr als heute die der kettenrauchenden Joni Mitchell.
Milo Greene – Milo Greene. …als hätten Fleetwood Mac und Sufjan Stevens ein gemeinsames Album aufgenommen.
Night Moves – Colored Emotions. Night Moves aus Minneapolis spielen verträumte Americana-Hymnen und 70s-Pop…
The Pearlbreakers – Proof On The Way. Voluminöser Poprock mit Roots-Einflüssen von einer Band aus der Schweiz.
Replay: Ramones – Acid Eaters . …ihr einst hibbeliger Punk war breitarschig geworden, doch investierten sie in diese Tribute-LP hörbar ein Menge Energie.
Vinyl: Ray Charles – Ray Charles. Dennoch war Charles erst Mitte 20, und bei Atlantic hielt man große Stücke auf ihn.
Saint Lu – 2. Natürlich war Luise Gruber alias Saint Lu die beste Sängerin beim ESC-Vorentscheid, sie bescherte uns ein paar ehrliche Minuten.
Vinyl: Selah Sue – Rarities. Die Vorbilder der belgischen Chanteuse heißen Erykah Badu, Lauryn Hill und M.I.A..
Replay: Sheena Easton – You Could Have Been With Me. …sie machte
alle Frisurenmoden mit und war zunächst saubere Landpomeranze, dann knackbraune Urlauberin und schließlich Riesenfrisur in kunstvoll drapierten Lumpen.
Replay: Skip James – Greatest Of The Delta Blues Singers . Mit schwindender Kraft, aber seelisch ungebrochen nahm er Songs auf, die Sick Bed Blues heißen oder Washington D.C.
Hospital Center Blues…
Vatican Shadow – It Stands To Conceal. …farbentsättigter Techno mit Samples aus sakraler Musik und militärisch-marschmusikartigen Rhythmen…
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