Die Lieder von Bic Runga bleiben Neuseelands Geheimnis

Daheim in Neuseeland ist sie die große Nummer: Die ersten zwei Alben der Sängerin und Liederschreiberin sind die dort bestverkauften Tonträger aller Zeiten, und dazu darf sich die 27-Jährige aus Christchurch über viele Auszeichnungen freuen, darunter eine als landesbeste Produzentin. „Ich will nicht undankbar klingen, aber Neuseeland ist ein extrem kleines Land, und die Musikszene ist entsprechend klein“, relativiert Bic Runga den Erfolg, „wir leben im Paradies, aber es liegt weit weg vom Rest der Welt.“

Songs schreiben kann man freilich gut im Paradies. Runga preist die spirituell aufgeladene, inspirierende Landschaft ihrer Heimat, aber: „Neuseeland ist gut für Tagträume, das ist alles. Wenn du etwas erreichen willst, musst du gelegentlich aufwachen.“ Dieses Hin und Her aus Tagtraum und aktiver Wachsamkeit prägt die Neuseeländerin offenbar tief; die knappen Antworten und der robuste Ton Rungas kollidieren auf seltsam charmante Weise mit der zartfühlend-großherzigen Musik ihres nun auch in Europa erschienenen Albums, das passend auch noch „Beautiful Collision“ heißt. „Doch, doch“, sagt sie, „die melancholische Träumerin auf meinen Platten, das bin ich“.

Dass Bic Runga die vielen Umzüge nach New York, Los Angeles und neuerdings Paris nicht schwer fallen, mag eine noch tiefere Wurzel haben: Selbst in Neuseeland, bestätigt Runga, habe kaum jemand eine Chinesin zur Mutter und einen Maori zum Vater. „Tim Finn sagt immer, ich solle doch nach China gehen, um meine Wurzeln zu entdecken“, grinst Runga – die Finn-Briider Neil und Tim sind langjährige Freunde und Mentoren und auf allen Veröffentlichungen Rungas mit von der Partie. „Er hat schon recht: Man lebt tatsächlich ständig in dem Bewusstsein, anders zu sein als die anderen.“

Wer hinhört, entdeckt das Andere auch in der Musik Bic Rungas, hört einen ungewöhnlich würdevollen Unterton in den meist klassischen Folk-Pop-Songs. „Wir in Neuseeland halten uns gern für die letzte Bastion unbefleckter Musik“, kokettiert sie. „Wenn du weißt, dass du wahrscheinlich nicht erfolgreich sein und garantiert kein Geld verdienen wirst, bleibt deine Motivation rein. Anderswo ist sie das meistens nicht mehr.“

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