Die Ministranten-Show: BRUCE SPRINGSTEEN transzendiert sogar seine E Street Band

Das Studio-Comeback der E Street Band trat bei der Feier des amerikanischen Helden und Retters Bruce Springsteen in den Besprechungen zu „The Rising“ eher in den Hintergrund. Die maximale Wirkung erzielen Clarence Clemons, Steve Van Zandt, Max Weinberg und die anderen beim Boss in Lohn und Brot stehenden Rodearbeiter aber auch immer noch auf der Bühne. Und seit der LiveWiedergeburt sind einige Jahre ins Land gezogen.

Die ersten Konzerte der aktuellen Tour, die Springsteen in diesem und im nächsten Jahr auch für einige Konzerte nach Europa fuhren wird, bekamen in der amerikanischen Presse – wohl auch eine Nachwirkung des Albums fast durchweg äußerst positive Besprechungen. Die eingefleischten Fans hingegen vermissten die Tage, als Bruce mit seiner Band noch Vier-Stunden-Shows mit immer wieder wechselnden Setlists spielte. Momentan dauern Springsteen-Konzerte jeden Abend gut zweieinhalb Stunden, die Lieder sind größtenteils die gleichen: elf neue Stücke, programmatische Songs wie „The Promised Land“, „Badlands“ oder „Darkness At The Edge Of Town“ sowie „Born To Run“, „Glory Days“, „Thunder Road“ und „Born In The U.S.A.“ als Zugaben.

Auch die Qualität der Auftritte hat sich verändert. Was sich auf der Bühne des New Yorker Madison Square Garden bot, hatte wenig gemein mit den furiosen Rockshows oder manchmal auch hart erarbeiteten Triumphen der frühen Jahre. Eher denkt man wenn zu Beginn „The Rising“ anhebt oder Springsteen sein bereits andächtiges Publikum bittet, leise zu sein, damit er „Empty Sky“ und „You’re Missing“ singen kann – an einen Gottesdienst.

Spätestens hier wird klar, wie weit die Verarbeitung des Terrors auf „The Rising“ von Neil Youngs dumpfem Aufruf zum Kampfe, „Let’s Roll“, entfernt ist Springsteen-Konzerte sind heute vor allem Trostspender und Feiern der Friedfertigkeit, keine Schwarz-Weiß-Malereien. Dafür spricht auch, dass er am Ende des regulären Sets „American Skin (41 Shots)“ spielt. Einen Song über den Mord an dem westafrikanischen Emigranten Amadou Diallo durch vier New Yorker Polizisten. „Is it a gun?/ Is it a knife?/ Is it a wallet?/ This is your life/ It ain’t no secret/ It ain’t no secret/ Ain’t no secret my friend/ You can get killed just for living in your American skin.“ Die New Yorker Polizei forderte daraufhin ihre Mitarbeiter schon vor Monaten zum Boykott der Springsteen-Konzerte auf. Spätestens seit den Strokes wissen wir ja, was von einigen „New York City Cops“ zu halten ist.

Am Ende singt Bruce: „Big Wheels rolling through fields/ Where sunlight streams/ Meet me in a land of hope and dreams“. Dort haben sie ihn im Madison Square Garden gesehen – zweieinhalb Stunden lang.

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