Digitale Axt: Mit „Guitar Hero Live“ wie ein Rockstar vor dem Fernseher

Besser als Luftgitarre: „Guitar Hero Live“ verspricht echte Bühnen-Action – sogar vor dem heimischen Fernseher.

Damit war nicht unbedingt zu rechnen: Ende Oktober erschien eine neue Edition von „Guitar Hero“. Eigentlich war die Serie 2011 zu Grabe getragen worden – die Verkaufszahlen waren rückläufig. Doch jetzt kehrt das Videospiel mit diversen Neuerungen als „Guitar Hero Live“ zurück auf den Markt. Vor zehn Jahren hatte die erste Version das Licht der Welt erblickt. Mit der Zeit kamen Nummer II, III, IV …, der Battle-Modus, Schlagzeug und Gesang, Verknüpfung mit dem Internet, tragbare Versionen, mystische Details und Spezialisierung auf bestimmte Bands – meist mit gitarrenlastigem Sound.

guitarNatürlich gibt es immer noch den Gitarren-Controller, doch der hat keine bunten Knöpfe mehr und präsentiert sich in einem halbwegs okayen Design. Die vorher typischen fünf Tasten wurden durch zwei Reihen ersetzt, die jeweils drei gleichfarbige Tasten haben, wodurch das Gitarrenspiel realistischer werden soll. Außerdem soll der Spieler auf eine echte Bühne geholt werden. Heißt: Man schlüpft nicht länger in eine animierte Figur und performt vor ebenfalls gezeichneten Fans. Aus der Ichperspektive sieht man sich jetzt einem echten Publikum gegenüber, das lautstark herumpöbelt, wenn man die Töne nicht trifft. Zudem muss man versuchen, seine Bandkollegen zu beeindrucken. Gelingt es dem Spieler zu überzeugen, erntet er auch das verdiente Lob. 

Mehr zum Thema
Die 100 besten Gitarristen aller Zeiten: die komplette Liste

Ab jetzt nur noch Gitarren

Wer „Guitar Hero Live“ jedoch gern allein spielen will, muss tief in die Tasche greifen. Im „Live“-Modus muss man jedes Mal, wenn man einen Song spielen möchte, dafür bezahlen. Dies ist auch mit der sogenannten „Play“-Währung möglich, die man sich allerdings nur im „Guitar Hero TV“-Modus verdienen kann. Online laufen hier mehrere Kanäle parallel, die nonstop Musikvideos zeigen, zu denen man „Guitar Hero“ spielen soll. Und es gibt dort etwas, das an die frühere „Star Power“ erinnert: die „Hero Powers“. Gefällt einem nicht, was gerade läuft, kann man den Kanal wechseln und dann einfach einsteigen und Punkte verdienen. Durch die „Play“-Coins kann der Spieler auch höhere Level erreichen und sich den Weg in den Premium­bereich bahnen – das geht aber auch gegen Euros. Echtes Geld kostet erst mal die Anschaffung dieser neuesten „Guitar Hero“-Version, die ab 99 Euro zu haben ist. Sie ist leider nicht mit den alten Versionen kompatibel, also auch nicht mit den alten „Gitarren“. Schade, vor allem weil in „Guitar Hero Live“ nur Klampfen zum Einsatz kommen können – zu Mikro und Drumsticks zu greifen, wie bei manchen Vorgängern, geht leider nicht.

„Du bist der Rockstar“ – und das von der kleinen Clubbühne bis zur großen Open-Air-Center-
Stage. Deshalb gibt es neuerdings auch zwei Festivals, bei denen die Gitarreros auftreten können: Rock The Block in den USA und SoundDial in England. Die fiktive Welt wird aufwendig und mit Liebe zum Detail aufgebaut, doch dass sich der gewünschte Effekt ohne 3-D und mit dem „Noten-Highway“ in der Mitte des Bilds einstellen wird, darf bezweifelt werden. Gespielt werden kann „Guitar Hero Live“ auf PS3, PS4, Xbox One, Xbox 360, iPad und Wii U zu Songs von Green Day, Megadeth und Bruno Mars – den üblichen Rockverdächtigen.

(Naomi Webster-Grundl, Ralf Niemczyk, ROLLING STONE 11/2015)

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates