Django Django und Metronomy beim Lollapalooza: Retro-Romantiker in der Sonne

Zwei Popbands, aber nur eine hebt ab: Django Django und Metronomy spielten am Sonntagnachmittag einmal mit, und einmal gegen die Sonne.

Django Django treten am Sonntag um 14.30 Uhr auf, aber sie sind natürlich keine 14.30-Uhr-Band. Sie sind eine 18-Uhr-Band. Früher Abend, Übergang von Licht zu Schatten, das wäre ihr Ding. Am Himmel den ersten Stern sehen. Beim Lollapalooza wurde das Quartett um Sänger und Gitarrist Vincent Neff vielleicht deshalb zeitlich so früh angesetzt, weil ihr zweites und jüngstes Album, Born Under Saturn“ von 2015, volle drei Jahre nach dem Debüt erschien – und leider kein Hit wurde. Newcomer sollten ja schnell nachlegen mit den Platten. Sonst heißt es schnell: aus den Augen, aus …

Dass Django Django keine große Band sind? Seltsam. Die Londoner machen stoisch und richtig, selten genug, eine Musik, die sofort auf sie zurückzuführen ist – wie ihre klingt keine andere. Fast jede Zeile bietet Chor-Gesang, eher noch: Choral-Gesang. Eine Messe. Jangle-Pop, Rockabilly, Space-O-Billy (falls es das gibt), dazu Theremin-Einsätze, rauf und runter mit dem Griffel. Nicht jeder Song ist gelungen. Aber jeder Song ist ein Unikat.

Django Django

„Hail Bop“ ist ihr Lolla-Opener. Das im Titel an den Kometen Hale-Bop angelehnte Lied erinnert lustigerweise eher an den Sound einer im Countdown befindlichen Rakete als an einen fremden Himmelskörper. Aber die Absicht ist klar: Watch-The-Skies-Musik. Das Publikum vor der Main Stage 2 wird nach und nach, im Laufe des einstündigen Konzerts, größer.

Kann daran liegen, dass es am frühen Nachmittag noch keine Konkurrenz auf dem Spieplan gibt.

Kann aber auch am Uhuhuhuhuhu-Klang des Theremins liegen. Angeblich, manchmal wissenschaftlich behauptet, wirkt dessen Ton im wahrsten Sinne des Wortes anziehend für alle Lebewesen.

„This is a new one“, sagt Vincent Neff bei einer Song-Ansage, und verweist dann auf die Langsamkeit der Musiker im Aufnahmestudio: „I know we are wasters!“. Die dritte Platte kann alles noch richten. Der Moment wäre jetzt gekommen.

Metronomy

Joe Mount, Metronomy

16.15 Uhr, Alterna Stage: Fünf Doppelgänger von Clint Eastwood betreten die Bühne. Ha, nein. Das sind doch Metronomy. Die fünf Musiker gucken so schlitzäugig drein, weil sie gegen die knallige Sonne anspielen müssen. Sänger Joseph Mount kneift die Augen zu, auch Schlagzeugerin Anna Prior, deren Gesicht normalerweise ein einziges Lachen ist, nur Zähne und Lippen, macht den Cowboy-Blick.

„Summer 08“ heißt das aktuelle, fünfte Album der Briten. Viele verorten Metronomy unter Clubpop. Aber in ihren besten Momenten erinnert alles an Wham! von 1984, besser noch: an die Wham! von „Blue“, ein Lied im Fahrwasser von „Club Tropicana“. Der Song ist klasse! Balearisch sein, tanzen auf weißen Strand-Disco-Kacheln. Die Band präsentiert in ihren Bühnenoutfits, abgesehen von Bassist Olugbenga Adelekan, der mutig ein schwarzes Gewand zur Schau trägt, dazu ein Wham!-Weiß. Weiße Gitarre, weißes Shirt, straff reingesteckt in die weiße Bundfaltenhose, pikanter Kontrast: schwarzer Gürtel.

Diffiziler als „die Foos“

Die Keyboards sind von Roland, und zwei der Geräte stehen hochkant, so dass ihre Tasten senkrecht gespielt werden – auch das eine Hommage an die 1980er-Jahre. Congas, Klanghölzer und Synthi ertönen in trauter Dreisamkeit. Drei Stunden später, nur mal im Vergleich, würden die Foo Fighters die Main Stage 1 „rocken“, mit drei Gitarren, und, wie so häufig bei Gitarren-Bands dieser Größenordnung, mit einem engagierten Tastenspieler, den keiner hört. Metronomy, auch dafür steht die Ruhe in ihrem Bandnamen, erteilen jedem Instrument eine Gleichberechtigung.

Aber alles ist auch ein wenig zu gleichförmig. Bei Metronomy sind „The Look“ und „Love Letters“ natürlich Pflichtprogramm, aber selbst diese Hits offenbaren eine Abschluss-Schwäche. Guter Aufbau im Spiel, aber der Band gelingen selten guten Refrains.

Ob eine Band das überhaupt schaffen muss, darüber lässt sich streiten. Aber Metronomy wollen ja großen Pop machen, und dazu gehört, ohne Ausnahme, bei jedem Lied, ein Mitsing-Chorus. Bei ihnen klingt einfach zu vieles gleich. Nach Ideen, die  noch einen letzten Schubs brauchen. Joseph Mount hat „Summer 08“ im Alleingang nicht nur geschrieben, sondern im Alleingang auch aufgenommen. Mehr Input der anderen, voran Prior und Adelekan, wäre für die Zukunft eine Idee.

Christina Wenig
Gus Stewart Redferns
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