Donald Trump posiert mit Bibel vor Kirche – US-Bischöfin distanziert sich

Der US-Präsident, der derzeit für seinen rigiden Kurs gegen Demonstranten für Entrüstung sorgt, hielt bei einem Pressetermin vor einer Kirche eine Bibel in die Kamera.

Donald Trump, der am Höhepunkt der Demonstrationen wegen der Ermordung George Floyds vor einer Kirche steht, und, den Blick in die Kamera gerichtet, eine Bibel hochhält: Dass der US-Präsident mit diesem Pressefoto wohl nur bei seinen ganz hartgesottenen Anhängern für Begeisterung sorgen würde, ist keine besondere Überraschung. Trump hatte nach einer Rede auf dem Rasen des Weißen Hauses am 01. Juni die nahegelegene Kirche St. Johns für ein Fotoshooting mit der Presse genutzt. „All are welcome“ steht auf der Ankündigungstafel des Gotteshauses, vor der sich der Präsident aufgestellt hatte. Offensichtlich trifft das nicht ganz zu: Die Bischöfin der Episkopalkirche, Mariann Budde, zeigt sich wütend über Trumps Vereinnahmung des heiligen Ortes.

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Bischöfin äußert sich

„Ich bin empört“, so die Geistliche zur „Washington Post“. „Ich bin die Bischöfin der Diözese Washington und erhielt nicht einmal einen Höflichkeitsbesuch, geschweige denn dass ich wusste, dass sie [das Gebiet] mit Tränengas säubern würden, damit sie eine unserer Kirchen als Drehort benutzen könnten.“  Wie mehrere Medien berichten, drängten Polizisten anwesende Demonstranten zurück und setzten Tränengas ein, um dem Präsidenten den Weg zur Kirche freizumachen.

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Trump wollte „Respekt zollen“

Trump habe laut eigenen Angaben die Kirche besucht, um „einem besonderen Ort Respekt zu zollen“. Dies lässt Budde jedoch nicht gelten: „Alles, was er gesagt und getan hat, hat dazu beigetragen, die Gewalt zu entfachen“, sagte sie zur „Washington Post“. „Ich habe es satt. Wir brauchen moralische Führung, und er hat alles getan, um uns zu spalten, und er hat gerade eines der heiligsten Symbole der jüdisch-christlichen Tradition benutzt“. Auch gegenüber „CNN“ verlieh die Bischöfin ihrem Missmut über Trump Ausdruck: „Worüber ich hier spreche, ist der Missbrauch heiliger Symbole für die gläubigen Menschen in diesem Land, um Sprache, Rhetorik und eine Herangehensweise an diese Krise zu rechtfertigen, die im Widerspruch zu allem steht, wofür wir stehen, zu allem, wofür dieser Glaube steht“.

Eskalationen nach Tod von George Floyd

Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd befindet sich die USA im Ausnahmezustand. Hunderttausende gehen in etlichen US-amerikanischen Großstädten gegen Polizeigewalt auf die Straße, immer wieder kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Der US-Präsident hatte mehrfach erklärt, auf polizeiliche und notfalls auch militärische Stärke setzen zu wollen – er drohte sogar mit Schusswaffengebrauch („When the looting starts, the shooting starts“).

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