‚Echo‘-Verleihung: Fünf Hosen und ein Panda

Arne Willander über die Echo-Preisverleihung in Berlin.

Bei der Hegemonie einer Düsseldorfer Band (den Toten Hosen) und eines Stuttgarter Pandas (Cro) wäre die ideale Verbindung doch ein Panda aus Düsseldorf, bemerkte der Salonlöwe Max Raabe mit feiner Ironie. Raabe selbst ist zwar sehr erfolgreich, passt aber in keine Kategorie für den „Echo“ und hat deshalb keine Chance auf eine Auszeichnung.

Dieser Preis ist – bekanntermaßen und oft beklagt – insofern eine Absurdität, als das bloße kommerzielle Reüssieren gewürdigt wird – die Tote Hosen sind freilich nicht die BESTE Rock-Band, Cro ist nicht der beste Rapper, Lana Del Rey nicht bester Newcomer. Beim „besten Video des Jahres“ funktioniert die seltsame Arithmetik nicht –  das interessierte Publikum wählte ein Filmchen von Lena Meyer-Landrut, die sich so hysterisch greinend und stammelnd darüber freute, dass Mutter und Tochter Thomalla als Laudatoren sichtbar unangenehm berührt waren. Die einst frech-witzige Type mutiert immer mehr zur etwas merkwürdigen Trutsche im gespensterhaften Fummel.

Darling des Abends war wieder einmal Helene Fischer als perfekte Gastgeberin, die gleich „Let Me Entertain You“ sang und mit Robbie Williams schäkerte., der neuerdings für jede größere Veranstaltung in Deutschland zu haben ist. La Fischer hatte die beiden aufgeregten Tantchen Schöneberger und Müller abgelöst, die im Vorjahr einen Rekord an Peinlichkeiten und Aussetzern produziert hatten. Diesmal kündigten zuweilen Abwesende (Hartmut Engler) und Anwesende (Lena) aus dem Off die Laudatoren an, die wiederum die Gewinner bekannt gaben. In der Kategorie „Rock/Alternative International“ waren neben den üblichen Lärm-Rock-Gruppen die Rolling Stones nominiert, womit die Fallhöhe demonstriert wurde, als sich zwei Gestalten von Linkin Park erhoben. Til Schweiger überreichte den Amerikanern nach angestrengt abgelesener Vorrede ihren „Echo“ – und dazu eine DVD, möglicherweise von einem seiner Filme. Insgesamt dreimal bemühten sich die Hosen auf die Bühne; Cro, Helene Fischer und der unvermeidliche Graf von Unheilig („erfolgreichster deutscher Künstler im Ausland“) bekamen zwei Trophäen. Der offenbar zunehmend entrückte Geiger David Garrett („Künstler Pop/Rock national“), der in offenen Stiefeln und mit herumhängenden Ohrstöpseln „Viva La Vida“ fiedelte, hatte den Preis für die Fischer vergessen, die den Vorgang der Preisübergabe gestisch nachvollzog, bis eine Skulptur gefunden wurde.  

Depeche Mode durften ihre öde Single vorstellen, weil gerade ihr Album erschienen ist, dito Hurts. Dauernd huschte Katie Melua auf der Bühne herum, die keinen Preis bekam. In der schwachen Konkurrenz der einheimischen weiblichen Popmusik obsiegte Ivy Quainoo; die Lippenkünstlerin Lana Del Rey erhielt zwei Preise, nachdem sie im letzten Jahr bloß als Beisitzerin in der ersten Reihe an der Veranstaltung teilgenommen hatte. Der wohlfeile Kritikerpreis für Kraftklub war vorab vergeben worden, und auch für die albernen Hirnis Deichkind und den fast vergessenen Roman Lob fand sich noch eine Abteilung.

Immerhin eine Auszeichnung erging sehr zu Recht: Der große Hannes Wader wurde am Rande für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Mit 70 ist er jetzt alt genug.

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