Ein berauschter Melancholiker: COLDPLAY bringen dank eines charismatischen Chris Martin die Traurigkeit zum Tanzen

Seine psychische Konstitution signalisiert Zerbrechlichkeit, vor allem wenn Chris Martin dann diese deprimierenden Lieder singt, die das Herz zum Bluten bringen. Doch das ist nur ein Aspekt dieser 90-minütigen Performance, die einfachen Pop ebenso hinter sich lässt wie jeden angestrengten Radiohead-Vergleich. Live sind die neuen Songs alten Radiohits wie „Yellow“ klar überlegen, entladen sich die gefuhligen Passagen genau zur rechten Zeit in emotionalen Ausbrüchen. Die Band beginnt mit „Politik“, bei dem Martin immer wieder zwischen animalischen Schrei und fragilem Falsett changiert. Ab und an tanzt er gar durch Stroboskop-Blitze und Soundgewitter. Die Songs bleiben rau und gleichzeitig elegant und machen paradoxerweise auch Spaß. Mitten im melancholischen „Don’t Panic“ wirft Martin sogar einige Nelly-Zeilen ein: „It’s getting so hot, hot in here/ So take off all your clothes!“ Nicht gerade der Sound eines von seiner eigenen Traurigkeit besessenen Mannes.

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